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Berlin: Klingeln, winken, radeln, lächeln

6200 Turnfest-Teilnehmer probten für die Abschlussgala im Olympiastadion

„Jetzt grätschen!“ Die Stimme von Choreograf Richard Wieser schallt durchs Olympiastadion. Auf dem Rasen reagieren die 480 älteren Damen und Herren in Trainingsanzügen prompt und machen einen Ausfallschritt. Sie proben den „Sportpalastwalzer“ für die große Turnfest-Abschlussgala am Freitagabend. 6200 Teilnehmer aus dem gesamten Turnerbund haben in ihren Vereinen monatelang geübt und trainiert. Der erste und einzige gemeinsame Durchlauf mit Kostüm folgte aber erst am Donnerstag. Eine Mammutaufgabe für die Organisatoren um Agnes Brandt.

Die Frankfurterin bleibt gelassen und gibt auch bei der kleinsten Frage fröhlich den richtigen Ratschlag. „Unsere Aufgabe ist es auch, die anderen zu motivieren“, sagt die Theaterwissenschaftlerin. „Ich bin so gespannt, wie es sein wird, wenn sich das Puzzle endlich zusammenfügt. Es klappt bestimmt.“ Die Übenden lassen sich von der Zahl der 76000 erwarteten Zuschauer noch nicht einschüchtern. „Aufgeregt bin ich bisher nicht, auch wenn das natürlich was anderes sein wird, sobald dieses riesige Stadion voller Leute ist“, sagt Cordula Kaiser vom saarländischen TV Merschweiler.

Uschi Hamerski aus dem badischen Achern freut sich schon auf die einzigartige Atmosphäre des Abends: „Wenn wir das Olympiastadion später im Fernsehen sehen werden, können wir doch immer sagen: Da unten, da waren wir und haben vor zehntausenden von Zuschauern getanzt.“

Bei der Gala sollen in zehn typischen Bildern die Gesichter der Hauptstadt dargestellt werden, von der „Berliner Luft“, über die „Wiedervereinigung“ bis zur „Love Parade“. Für die „Berliner Bären“ sind 1000 Berliner Kinder im Einsatz. In bunten Fellkostümen werden sie zeigen, was sie beim Kinderturnen gelernt haben. Auch beim „Sportpalastwalzer“ sind die Kleinen mit dabei: Auf Einrädern werden sie auf der blauen Tartanbahn durch das Stadion kurven, während sich die „Turner über 50“ im Walzertakt auf dem Rasen drehen.

Die Probe am Donnerstag fand noch ohne die Kostüme statt – und barfuß. „Bitte zieht die Schuhe aus. Die Stadionmanager fürchten wegen des Hertha-Spiels am Samstag um ihren Rasen“, gab Wieser per Mikrofon durch. Kurz darauf ist wieder Konzentration angesagt. Den Walzertänzern mit den Fahrradlenkern in der Hand ruft er zu: „Klingeln, winken, radeln! Und das Lächeln nicht vergessen!“

Juliane Schäuble

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