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Berlin: Kliniken fordern Geld

Krankenhausgesellschaft erwartet Mehrausgaben von 100 Millionen Euro allein in diesem Jahr

Die Berliner Kliniken rechnen in diesem Jahr mit Mehrkosten von 100 Millionen Euro. Die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) warnte gestern angesichts dieser zusätzlichen Ausgaben vor einem drohenden Qualitätsverlust bei der Patientenbetreuung. Mit den Einschnitten der letzten Jahre seien die Kliniken „bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gegangen“, so der Vorsitzende des Dachverbandes, Behrend Behrends. „Im Krankenhausbereich ist Berlin immer noch eines der teuersten Bundesländer“, sagte dagegen ein Sprecher der AOK.

Nach Angaben des Verbands sind die Kostensteigerungen vor allem auf die Mehrwertsteuererhöhung, die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes, Tariferhöhungen sowie gestiegene Preise für Energie, Wasser und Medizinprodukte zurückzuführen. Deshalb müsse für einen Ausgleich der von den Krankenhäusern nicht beeinflussbaren Mehraufwendungen gesorgt werden, sagte Behrends.

Bei der AOK sieht man die Forderung vor dem Hintergrund der anstehenden Verhandlungen über den sogenannten Landesbasisfallwert. Dieser wird für jedes Bundesland ermittelt und stellt einen Richtwert für die Krankenhauskosten dar. Er beträgt in diesem Jahr 2930 Euro, nur Rheinland-Pfalz und das Saarland sind teurer. Nach dem Willen der Krankenkassen soll die Summe im kommenden Jahr auf 2840 Euro sinken, die BKG fordere über 2880 Euro. Der Basisfallwert sage nichts über die tatsächlichen Krankenhauskosten, die in Berlin mit 638 Euro pro Einwohner um 50 Euro unter dem Bundesdurchschnitt liegen, erklärte dazu Behrends.

Nach Angaben des Verbands gibt es in Berlin kein vereinigungsbedingtes, medizinisches Überangebot mehr. Die Bettenzahl wurde seit 1995 um 41 Prozent reduziert. Mit 54 Betten pro 10 000 Einwohner weise Berlin heute den niedrigsten Versorgungsgrad auf. Trotz einer knapp zehnprozentigen Fallsteigerung seit 1995 hat Berlin mit 1867 Krankenhausbehandlungen pro 10 000 Einwohner hinter Baden-Württemberg den zweitniedrigsten Wert. Gleichzeitig hat sich die Verweildauer der Patienten halbiert. Aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung liegt der Schweregrad der Erkrankungen allerdings um elf Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Durch den Personalabbau kommen heute auf jede Vollzeitkraft 22 Patienten, 50 Prozent mehr als 1998. Deutschlandweit sind es 21.

Kliniken in öffentlicher Trägerschaft wie Charité und Vivantes sowie dem genossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Marzahn bescheinigte der AOK-Sprecher, auf dem richtigen Weg zu sein. Dagegen sei Berlin bei den Ausgaben der privaten Kliniken „das mit Abstand teuerste Bundesland“. Generell seien die Ausgaben in Berlin trotz Kostensenkungen ohne Qualitätseinbußen bundesweit weiterhin die höchsten. Rainer W. During

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