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Berlin: KlinikkonzernVivantes macht erstmals Gewinn

Unternehmen baut Kosten und Personal ab. Mit veränderten Therapien soll die Liegezeit von Patienten verkürzt werden

Erstmals seit seiner Gründung 2001 fährt der landeseigene Klinikkonzern Vivantes in diesem Jahr einen kleinen Gewinn ein. Die Geschäftsführung des aus neun Kliniken bestehenden Unternehmens rechnet für 2004 mit einem Plus von 1,6 Millionen Euro. „Wir haben die Trendwende geschafft“, sagte Wolfgang Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung, gestern auf einer Pressekonferenz. 2005 soll der Gewinn weiter steigen. Erkauft wurde der Erfolg vor allem durch einen Abbau der Personalkosten und einen Umbau des Konzerns, dessen Auswirkungen auch Patienten spüren: beispiel in den Rettungsstellen.

Diese werden umstrukturiert, um die Kosten zu senken. So werden die Kranken, die in die Notaufnahme kommen, nach einem so genannten Triage-System in verschiedene Schweregrade eingeteilt und entsprechend behandelt. Das bedeutet, dass leichtere Fälle unter Umständen lange warten müssen. So kann Personal gespart werden.

Neu sind auch die so genannten Versorgungspfade, die bisher am Klinikum am Friedrichshain erprobt werden. Hierbei werden Patienten mit bestimmten Krankheiten nach standardisierten Therapieplänen behandelt, die unter anderem Vorgaben über Medikamente, Untersuchungs- und Operationsmethoden und Entlassungstermine enthalten. So können Operationssäle besser ausgelastet und die Liegezeiten in den Klinikbetten verkürzt werden, was Kosten spart. Derzeit gibt es rund 50 solcher „Pfade“, zum Beispiel für Blinddarmoperationen, chronische Atemwegserkrankungen oder für Kniegelenksprothesen. Gerade bei Letzterem ist die Zeitersparnis besonders augenfällig. Statt bisher 21 Tage müssen Patienten, denen man ein künstliches Kniegelenk einsetzte, nun nur noch neun Tage in der Klinik verbringen. Ohne Verlust an Behandlungsqualität, betonen Chefärzte. Ziel ist, ab 2008 die Hälfte der jährlich rund 185 000 Vivantes-Patienten nach diesen neuen Therapieplänen zu versorgen. Die jetzige durchschnittliche Liegezeit im Konzern soll von 8,2 Tagen auf 6,5 Tage im Jahr 2008 sinken.

Auf der anderen Seite senkt der Konzern die Personalkosten. Zum einen verzichten die rund 14 000 Vivantes-Mitarbeiter auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, zum anderen baut Vivantes weiter Personal ab. Allein 2004 fielen rund 600 Vollzeitstellen weg, 2005 folgen weitere 370. 2008 sollen von den jetzt rund 10 000 Vollzeitstellen noch 8800 übrig sein.

Manche Ärzte fürchten bereits, sie könnten wegen des Personalabbaus ihre Patienten nicht mehr gut behandeln. Kürzlich unterschrieben 177 Ärzte des Vivantes-Klinikums in Neukölln einen Brief an die Geschäftsführung, in dem sie auf angebliche Behandlungsnotstände hinwiesen. Aus anderen Vivantes-Krankenhäusern sind solche Klagen bisher nicht öffentlich geworden. „Wir müssen weiter Personal reduzieren“, sagte Vivantes- Chef Schäfer. Es sei nicht zu rechtfertigen, dass die Patientenversorgung in Berlin teurer ist als im Rest der Republik. „Was in Köln längst umgesetzt ist, kann in Neukölln nicht falsch sein“, sagte Schäfer.

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