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Berlin: Knallende Landung auf dem Müggelsee

Iren Dornier zählt mit seinem Flugboot zu den Stars der ILA. Ein Rundflug ist ein Abenteuer

Nur noch wenige Meter. Knapp unter uns schießt der Müggelsee dahin, die Oberfläche ein leichtes Gekräusel. Vorbei an einem blau blinkenden Boot der Wasserschutzpolizei, dann einem Ausflugsschiff, auf dem sie wohl Mund und Augen weit aufsperren. Der erste Wasserkontakt ein wohliges Erschrecken. Kein sanftes Aufsetzen, kein anschwellendes Rauschen, sondern plötzliches Rütteln, Donnern, Knallen, als würde mit hundert Stöcken gegen die Außenhaut getrommelt. Noch einmal startet Pilot Iren Dornier sein Flugboot durch, zieht es hoch, legt die Do 24 ATT hart in die Schräge, fliegt eine Kehre, bevor er endgültig zur Landung ansetzt. Gischt spritzt hoch, Wellengewirbel überspült die seitlichen Schwimmer, über die wir kurz zuvor in Tempelhof an Bord geklettert waren. Von oben tropft es durch die winzigen kreisrunden Kabinenfenster. Die drei Turboprop-Triebwerke über uns werden gedrosselt, der Flugwal ist gelandet.

Dornier – ein Name, eine Legende. 1932 war der Konstrukteur Claude Dornier mit dem Riesenvogel Do X beim Flug um die Welt auch auf dem Müggelsee gelandet. Vor zwei Jahren brach sein Enkel Iren Dornier von den Philippinen aus mit der Do 24 ebenfalls zu einem Flug um die Welt auf, um es dem Großvater gleichzutun und nebenbei Spenden für Unicef zu sammeln. Schon damals hatte er einen Abstecher zur ILA nach Schönefeld gemacht und war auch auf dem Müggelsee gelandet. Der Globus ist mittlerweile umrundet, aber nach Hause zieht es den Piloten noch immer nicht. Wieder ist er mit dem amphibischen Flugboot eine Attraktion der ILA, will dann mit seiner Crew weiter in die USA. Ein Aussteiger, könnte man meinen, aber einer mit Geschäftssinn, der, wie er erzählt, sein Unternehmen „per Fernsteuerung und dank guter Leute“ zu lenken versteht, stolz von den über 60 000 Dollar berichtet, die er für Unicef eingeflogen habe – und sogleich nachschiebt, dass er weitere Sponsoren noch gebrauchen könne. Auch der Berlin-Besuch verdankt sich solch einer Verbindung, diesmal zur Whisky-Marke Chivas Regal, wodurch neben den Gewinnern einer Werbeaktion auch eine Hand voll Journalisten in den Genuss der luftigen Seereise kam.

Es war zugleich ein Rückflug in die Vergangenheit. Gebaut wurde die Maschine bereits 1944, als Seeaufklärer und hochseetaugliches Rettungsflugzeug, eingesetzt in Spanien. Dorniers Sohn Claudius kaufte das Flugboot Anfang der achtziger Jahre zurück, ließ es mit einem zusätzlichen Fahrwerk, neuen Tragflächen, anderen Motoren und moderner Navigationstechnik ausstatten, wodurch die Do 24 ATT, der „Amphibische Technologieträger“, entstand. 1992 landete die Maschine als Leihgabe im Luftfahrtmuseum in Oberschleißheim. Erst Claude Dorniers Enkel Iren gab ihr eine neue Chance, holte sie auf die Philippinen, wo er seit elf Jahren lebt, Miteigentümer eines Resorts und mittlerweile der Fluggesellschaft South East Asia Airlines. In 15 000 Arbeitsstunden wurde die Do 24 wieder flugfähig gemacht, nach der Weltreise soll sie in Dorniers Luftflotte zahlende Passagiere befördern.

Allerdings, gerade mal zehn passen hinein, auf bequemen Ledersitzen, aber das ist es auch schon an Komfort. Wasserdichte Schotts unterteilen die schmale Kabine, lassen eher an ein U-Boot als an ein Luftfahrzeug denken. Historisch anmutend das Cockpit trotz aller Modernisierungen, mit breiten Pedalen fürs Seitenruder, hölzernem Steuerrad und ebenfalls hölzernen Rädern zwischen den Pilotensitzen, für die Trimmung vielleicht, da müsste man Iren Dornier fragen, aber der fliegt ja schon wieder.

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