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Blumen für Hildegard Knef. Das Foto entstand 1995 bei der Premierenfeier für den Film „Für mich soll’s rote Rosen regnen“.

© dpa

Knefs Kiez: Ehrung für eine große Künstlerin

Sie war schon einige Monate alt, da wurde die kleine Hilde Berlinerin. An einem Haus in der Schöneberger Leberstraße, in dem sie zuerst wohnte, erinnert jetzt eine "Berliner Gedenktafel" an die Schauspielerin.

Heimweh nach dem Kurfürstendamm? Kam später. Die ersten Erinnerungen Hildegard Knefs an Berlin verbanden sich nicht mit dem feinen Boulevard, sondern mit einer gar nicht so feinen Straße auf der Roten Insel. „Im Winter wohnten wir in der Sedanstraße in Schöneberg; die Sedanstraße war ein Berlin ohne Bäume“ – so schreibt sie gleich auf der ersten Seite ihrer Autobiografie „Der geschenkte Gaul“.

Die Sedanstraße heißt heute Leberstraße und mittlerweile gibt es sogar Bäume. Ansonsten scheint sich nicht viel geändert zu haben seit den späten zwanziger Jahren, als die kleine Hilde mit der Mutter in der dritten Etage von Haus Nr. 69 (heute Nr. 33) bei den Großeltern wohnte. Ein unscheinbares Haus, nichts deutete bislang auf die berühmte frühere Bewohnerin hin. Seit Dienstag aber hängt dort eine Tafel und gibt Auskunft – übrigens eine besondere: die 400. „Berliner Gedenktafel“.

Tafelehren. Auch Paul von Schell, letzter Ehemann der Knef, kam. Foto: dapd
Tafelehren. Auch Paul von Schell, letzter Ehemann der Knef, kam. Foto: dapd

© dapd

In der Sedanstraße wurde Hildegard Knef zur Berlinerin, für die sie zwar ohnehin oft gehalten wird, aber nicht ganz zu Recht: Ihre Mutter stammte wohl aus Berlin und kehrte nach dem Tod ihres Mannes in die elterliche Wohnung in der Sedanstraße zurück, aber Hilde war nun mal in Ulm geboren worden, am 28. Dezember 1925. Nicht mal ein halbes Jahr war sie alt, als der Vater starb, dessen Rolle nun ihr Großvater übernahm. Ein verschlossener, jähzorniger Mann, seine Hilde aber liebte er über alles, verbrachte mit ihr im Sommer idyllische Wochen in seinem Gartenhaus in Rangsdorf. Für die Enkelin ein Paradies, in dem sie „halbnackt herumrasen“ durfte, auch Hund, Ziege und Kaninchen gab es, dazu Bäume voller Äpfel, mit denen ihr Großvater sie vollstopfte. Nur am Wochenende kamen die Großmutter und die Mutter, die bei Siemens als Sekretärin arbeitete – eine vorübergehende Störung des Idylls.

Bildergalerie Heike Makatsch in "Hilde"

Das Ende dieser Zeit nahte, als Mitte 1931 Hildes Großmutter starb und ihre Mutter sie im nahen Kindergarten der Königin-Luise-Gemeinde am Gustav-Müller-Platz unterbrachte, den sie „zutiefst“ hasste. „Die immer freundlichen Schwestern, die ihre Freundlichkeit an alle regelmäßig verteilten, machten mich unglücklich; mir wäre es lieber gewesen, wenn sie mich angebrüllt hätten.“ Und im Juni 1932 war die Schöneberger Zeit ohnehin vorbei. Hildegards Mutter hatte wieder geheiratet und zog mit der Tochter, die kurz zuvor noch in der nahen Havelland-Volksschule in der Kolonnenstraße eingeschult worden war, in die Wohnung ihres Mannes nach Friedenau.

Nun erinnert eine „Berliner Gedenktafel“ an Hildegard Knef und die erste ihrer vielen Wohnungen in Berlin. Seit 1986 gibt es dieses Programm, das im Vorfeld der 750-Jahr-Feier in West-Berlin initiiert wurde, heute von der Historischen Kommission betreut und von der Gasag, der Senatskulturverwaltung und privaten Sponsoren finanziert wird. Knapp 3000 Euro kostet so eine von der KPM gefertigte Tafel. Auch in der Leberstraße 65 hängt eine: Dort wurde am 27. Dezember 1901 Marlene Dietrich geboren.

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