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Berlin: Knickebein

Urbino zählt zu den bezauberndsten Städten der italienischen Renaissance. Der Herzogspalast ist eines der architektonischen Meisterwerke der Frührenaissance; sein Bauherr, Federico da Montefeltro, ist jedem Kunstsinnigen durch das Porträt von Piero della Francesca geläufig.

Urbino zählt zu den bezauberndsten Städten der italienischen Renaissance. Der Herzogspalast ist eines der architektonischen Meisterwerke der Frührenaissance; sein Bauherr, Federico da Montefeltro, ist jedem Kunstsinnigen durch das Porträt von Piero della Francesca geläufig. Es ist die merkwürdig geknickte Nase, die seit jeher die Betrachter angezogen hat.

Woher dieser Knick kommt, warum Piero den Herzog in strengem Profil wiedergegeben hat, woher Federico seinen Reichtum hatte, der ihm erlaubte, die gigantische Schlossburg in seiner Hauptstadt zu errichten – das beschreiben, nein erzählen jetzt der Historiker Bernd Roeck und der Kunsthistoriker Andreas Tönnesmann in einem Buch, das den Ruf des Wagenbach-Verlages in Sachen italienischer Aufklärung aufs Schönste untermauert. Man kann sich die zahllosen geschilderten Verwicklungen der italienischen Staaten nicht merken. Aber die Quintessenz, dass der Krieg „zu den florierenden Wirtschaftszweigen im Italien des Quattrocento“ zählte, wird eindrucksvoll deutlich.

Federico war „der erfolgreichste Heerführer unter den Fürsten Italiens“, doch erst im Zusammenspiel mit diplomatischer Ränke ergaben sich politische Gewinne. Urbino, übervölkert und darum groß im Geschäft mit Söldnertruppen, zog daraus Nutzen. Immer wieder gehen die Autoren auf vermeintlich „unschuldige“ Kunstwerke ein, die sie in ihren verborgenen Sinnschichten erläutern. Staunen macht das anspruchsvolle ästhetische Programm, das Federico verfolgte; bis in die Gestaltung der zahlreichen Festungen hinein, mit denen er sein Stück um Stück vergrößertes Territorium abzusichern trachtete.

Trotz allem lässt sich das Rätsel Federico nicht ganz entschlüsseln – aber dass Vergangenheit so plastisch werden kann, ist die Meisterleistung einer Geschichtsschreibung, die nie unter Niveau gehen muss, um gleichwohl für den Nicht-Fachmann lesbar zu sein.

Dieses Buch bestellen Bernd Roeck, Andreas Tönnesmann: Die Nase Italiens. Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin. 240 Seiten, 24,50 €.

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