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Berlin: Knuts Erbe ist aufgetaucht

Seit dem Hype um den Eisbären sind sie in den Tiergärten der Welt die Publikumsmagneten. Troll aus dem Tierpark soll nun im Zoologischen Garten Nachwuchs zeugen

Das letzte bisschen Eisbär ziert sich noch. Da ist der große alte Bär schon fast freiwillig in der Transportkiste verschwunden, nur das eine hintere Bein, das steht noch draußen, das lässt Troll noch am Boden, zur Sicherheit. Das ist ganz typisch für Eisbären, aber schließlich hat sich der Eisbärenmann des Tierparks doch getraut. Per Gabelstapler ist die Transportkiste dann am Mittwoch im Zoo wieder abgeladen worden, und nach kurzem Eingewöhnen hinter den Kulissen erschnupperte sich der Zoo-Neuling am Freitag seine neue Heimat.

Das Eisbärenkarussel in Berlin dreht sich wieder. Und die Besucher, die Medien gucken wieder ganz genau hin, schließlich ist der Ursus maritimus seit dem Knute-Hype in allen Zoos der Welt begehrter Publikumsmagnet. Alle wollen so einen kleinen Knut zeigen, daher ist der legale Markt für Eisbärenjunge ziemlich leergefegt. Insider sagen, es gäbe sogar schon Schwarzhändler, die mit Tieren dealen, die in der Wildnis Waisen waren.

Das knapp zweijährige Eisbärenweibchen, das vor kurzem aus dem Zoo Rostow in den Tierpark gekommen war, das soll Anfang der Woche präsentiert werden, sagte Bernhard Blaszkiewitz am Freitag. Wann genau, steht noch nicht fest. Die „Kleine“, drei Zentner schwer, und die 30 Jahre alte Aika mit sanftem Gemüt können sich jetzt in ihren durch eine leeren Stall getrennten Stallungen schon riechen und sehen. Die kleine, noch namenlose Bärin war eigentlich als Partnerin für den von dem verstorbenen Tierpfleger Thomas Dörflein handaufgezogenen Knut gedacht. Doch der weltweit bekannte Eisbär, UN-Klimakonferenz-Symbolfigur, Briefmarkenmotiv und Kuscheltier in Millionen Kinderzimmern, verstarb völlig unerwartet im März im Alter von nur vier Jahren an einer Virusinfektion. Noch immer hat das Naturkundemuseum die Fell-Überreste des Kinofilm-Protagonisten Knut nicht präpariert, dort nervt die Mitarbeiter hinter den Kulissen, dass die Öffentlichkeit zunächst rebellierte, dass der vergötterte Publikumsliebling plötzlich so profan ausgestopft wird. „Doch wir wollen die einzigartige Geschichte des Bären und die Folgen des Klimawandels für seine Artgenossen der Nachwelt darlegen“, sagt Zoo-Bärenkurator Klös. Noch immer trauern die Fans in ihren Internetforen, noch immer legen Kitakinder am Gehege selbst gemalte Bilder von sich und Knut ab, und bei der Einschulung vergangene Woche ließen sich selbst coole Star Wars spielende Berliner Jungs Kuscheltierknuts schenken.

In den Zoo-Gehegen geht das Leben weiter. Dass der 24-jährige Troll so wie Knut anfangs im Freigehege der drei alten Eisbärenweibchen Nancy, Katjuscha und Tosca (Knuts Muttertier) ewig verschüchtert vorn auf einem Felsvorsprung kauert, hält Zoo-Chef Blaszkiewitz für ausgeschlossen. „Die müssen sich warm anziehen“, so ein Altbär gibt ganz anders Paroli. Dass die Tiere aber schon zu einer seltenen Herbstpaarung bereit sind, hält Blaszkiewitz für wenig wahrscheinlich. Eher wird es im Frühjahr dazu kommen, dann gäbe es nach dem Winter 2012/13 Babys.

Derweil arbeitet der Zoo intern das folgenschwere Versehen eines Löwenpflegers auf, der am Donnerstag einen falschen Schieber aufzog. Beinahe wären die Großtiere aufeinander losgegangen; Löwe Paul biss die Jungen Iringa und Bomani tot. „Das Fehlverhalten wird disziplinarrechtlich verfolgt“, sagte Zoo-Sprecherin Claudia Bienek. Der Pfleger steht unter Schock. Der Zoo hat dieses Jahr schon die Todesfälle der Elefantenjungtiere Ko Raya und Shaina Pali verkraften müssen, die erlagen dem Elefantenvirus. Nun hoffen alle wieder auf kleine Eisbären.

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