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Berlin: Kochen und Kunst als Eintopf: Allerdings kein beliebiges Allerlei: Ulrich Krauss kombiniert beides in seiner neuen Galerie

Ist Kochen Kunst? Ach was, glaubt man Ulrich Krauss, so ist Kochen zu 95 Prozent Handwerk.

Ist Kochen Kunst? Ach was, glaubt man Ulrich Krauss, so ist Kochen zu 95 Prozent Handwerk. Und diese Einschätzung kommt aus berufenem Munde, denn der 40 Jahre alte gebürtige Schwabe hat nicht nur auf der Kunstakademie in Stuttgart Malerei studiert, sondern anschließend noch im renommierten Restaurant "Bühler Höhe" bei Franz Keller eine Kochlehre absolviert. Doch die restlichen fünf Prozent haben ihn nie richtig losgelassen und so hat er im vergangenen März in der Schröderstraße 13 in Mitte das Zagreus-Projekt gestartet: Eine Symbiose aus Galerie und Gastronomie.

Seitdem Krauss 1991 nach Berlin gekommen ist, hat er stets gleichzeitig als Koch gearbeitet - unter anderem im November, im Tosso und zuletzt im Blue Gout - und als Künstler versucht, den Raum zwischen Kunst und Kochen auszuloten. In der Galerie Acud etwa hat er Performances gestaltet, in denen er verschiedene Tiere bis hin zu einem Wildschwein zerlegte und anschließend kochte. Doch irgendwann wurde ihm diese Doppelbelastung zuviel. "Ich war einfach müde", sagt er, "also musste ich einen Ort schaffen, an dem ich die zwei Dinge in meinem Leben vereinen konnte."

Mit dem Zagreus-Projekt - den Namen trug in der antiken Mythologie Dionysos, als er in der Unterwelt auf seine Wiedergeburt wartete - ist Krauss Untermieter einer Galerie im Vorderhaus, von der er jedoch völlig unabhängig eigene Ausstellungen organisiert. Dafür stellt er seine eigenen Räume - zwei Ausstellungsräume, Toilette und professionell eingerichtete Küche - den jeweiligen Künstlern komplett zu Verfügung - mit der einzigen Auflage, dass sie sich darin im weitesten Sinne mit dem Thema Essen und Ernährung beschäftigen müssen. Er selbst entwirft dazu jedesmal ein wechselndes Menü, das wiederum das Thema der Ausstellung aufgreift. "Es ist kein Restaurant", betont Krauss, "es ist schon eine Galerie - aber mit gastronomischem Einschlag."

Jetzt fand die Vernissage zur bislang vierten Ausstellung mit Textkonzepten des Stuttgarter Künstlers Bruno Nagel statt, von dem in diesem Jahr schon eine Neonarbeit am Museum für Kommunikation zu sehen war. Bis hin in das kleinste Detail - von den "Reserviert"-Schildern auf dem Tischen, den Tischdecken, in die das Wort "KochKunst" eingestickt ist, dem leicht zu übersehende "Tagesschau"-Schriftzug am Fenster der Küche bis hin zu dem Foto auf der Toilette - hat Nagel die Räume seinem Konzept unterworfen.

Der Titel der Installation lautet "das tägliche Fischen" und so wartet Krauss jeden Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 19 Uhr an selbstverständlich mit Fisch aus Brandenburger Seen und Flüssen auf. Bis zu 20 Gäste können an bis zu vier Tischen inmitten der Galerie sitzen, wobei eine telefonische Voranmeldung ratsam ist - schon um zu erfragen, was das Menü beinhaltet. Zu dem Zagreus-Projekt gehört auch ein Catering-Service mit themenbezogenen Installationen und Dekorationen, bei entsprechender Nachfrage kann sogar das ganze Projekt an jeden beliebigen Ort verlagert werden- egal wohin, sagt Krauss.

Alexander Pajevic

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