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Berlin: Köhler kam und lächelte

Der Präsidentschaftskandidat stellte sich CDU und FPD vor

Ein Vorstellungsgespräch – so kann man das nennen, was Horst Köhler am Dienstag Nachmittag bei den AbgeordnetenhausFraktionen von CDU und FDP absolviert hat. Der Mann, der mit den Stimmen von CDU und FDP im Mai zum Bundespräsident gewählt werden will, besucht nicht allein die Bundesgremien, sondern auch alle Landtage der Bundesrepublik, um sich denen vorzustellen, deren Stimmen er in der Bundesversammlung braucht. Ganze acht von 1206 Stimmen sollen dabei aus den Berliner Fraktionen von CDU und FDP kommen – um so entgegenkommender fanden es viele Abgeordnete, dass Köhler sich für beide Fraktionen je eine Dreiviertelstunde Zeit nahm.

Die Zeit nutzte der Präsident in spe vor allem, um zu hören, was die Abgeordneten erwarten – und um Fehler zu vermeiden. Ein Bekenntnis wie das zu einer Bundeskanzlerin Angela Merkel soll ihm nicht noch einmal entfahren – davor ist Willi Hausmann. Köhlers Begleiter auf der Bewerbungstour, der frühere Bundesgeschäftsführer der CDU, hatte mit dem Ausdruck eines Weißen Haies alle im Blick, die dem Bewerber zu viele Fragen stellen könnten, und wirkte, als würde er ganze Kamerateams verschlingen, sollte sich der Kandidat im Interview zu meinungsfreudig gezeigt haben. Was dem Präsidentschaftskandidaten so bewusst zu sein schien, dass er in der CDU-Fraktion vor allem über gemeinsame Werte und die Reformbedürftigkeit des Landes sprach. Zu den Hauptstadtfinanzen gab es von Köhler bloß ein Berlin-Bekenntnis. CDU-Fraktionschef Nicolas Zimmer war das klar genug: „Ich glaube, dass wir einen guten Bundespräsidenten für Berlin haben werden mit Horst Köhler“, sagte er. Andere bemerkten vor allem den Zwang zur Zurückhaltung: „Er traut sich nicht.“

Die FDP-Abgeordneten hatte kantige Thesen nicht erwartet. Vor allem seien von ihm deutliche These zur den großen Themen, zur Globalisierung, zur Neudefinition von Gerechtigkeit zu erwarten, sagte Fraktionschef Martin Lindner und: „Ich freue mich auf einen Bundespräsidenten Köhler.“ Es sei doch klar, dass Köhler seine Vorstellungen zum Beispiel von Bundeshilfen für Berlin im Vagen halten müsse, meinte Lindner. Was er dazu gesagt habe – starkes Land, starke Hauptstadt – sei klar genug.

Köhler formulierte das nach seinem Fraktionsbesuch für die Öffentlichkeit noch gefälliger: Ein selbstbewusstes Deutschland solle eine selbstbewusste Hauptstadt haben. Woraus man schließen kann, dass die Hauptstadt keine auffälligen Mängel haben sollte. Köhlers Coach Hausmann nickte es mit beifälligem Schweigen ab. wvb.

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