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Schreihals.

© picture alliance / dpa

Berlin: König von Lichterfelde

Der Schlagersänger Jürgen Drews kann auch bürgerlich: Er stammt aus Nauen und will zurück nach Berlin.

Das Klinikum Steglitz ist hinter den hohen Bäumen zu erkennen, es liegt nur ein paar Minuten entfernt. Vorn, da ist der Klingsorplatz, Bäkepark und der Stadtpark sind auch nicht weit entfernt, kurzum: Es ist ein schönes Viertel in Lichterfelde. Und Jürgen Drews, 67 Jahre, Schlagerstar und bekanntlich „König von Mallorca“, findet die Undinestraße sogar „wunderschön“ – „all die Bäume, die Pflastersteine“, es sei dort so ruhig und gemütlich und grün, dass er sich dort ein Haus kaufen möchte.

Auch Bushido zog es einst nach Lichterfelde, vor einigen Jahren kaufte er eine knallgelbe Villa, bevor er sich dann ein Haus im brandenburgischen Kleinmachnow ausguckte. Da sind Jürgen Drews Verbindungen ins Umland, der beharrlich sein Image als Mallorca-Ureinwohner gepflegt hat, schon älter: Seine Wurzeln liegen in Nauen. Dort, einige Kilometer hinter der Spandauer Stadtgrenze, wurde er 1945 geboren. Und bis Ende der 70er wohnte der Musiker in eben jener Undinestraße, die er sich als Lebensmittelpunkt ausgeguckt hat.

Die kleine weiße Villa mit der Garage, in die er nun ziehen will, ist das Wohnhaus, in dem er damals gelebt hat. Und jetzt stehe sie wieder zum Verkauf. „Damals habe ich dort mit meiner ersten Frau Corinna gelebt“, erzählt er am Telefon. Viele seiner Erinnerungen hingen noch an dem Wohnhaus, an der Straße, am Kiez. Mittlerweile gehört das Haus seinen ehemaligen Schwiegereltern, die es laut Drews verkaufen möchten. Doch das ist nicht alles, auch sein Vater sei bereits in ebenjener Straße aufgewachsen. In seiner Kindheit lauschte Drews den Geschichten über die Straße in Lichterfelde, weshalb er annahm, es müsse sich dabei um eine ganz besondere Straße in Berlin handeln. Überrascht war er dann, dass der Taxifahrer die Straße überhaupt nicht kannte, als er zum ersten Mal dorthin wollte. Ein Ereignis von damals hat ihn besonders berührt. „Einmal stand vor meiner Tür ein bildhübsches Mädchen und wollte ein Autogramm von mir“. Sie kamen ins Gespräch und dabei sei herausgekommen, dass die junge Frau im Elternhaus seines Vaters wohnte. 1986 wurde dieses Mädchen bei dem Bombenanschlag auf die Diskothek „La Belle“ schwer verletzt, erzählt Drews. Traurig mache ihn die Geschichte noch heute.

Als Teenager lebte der Sänger in der Stadt Schleswig in Schleswig-Holstein, wo er auch zur Musik kam. „Mein Vater war 1961 kurz davor, ein Haus in Berlin zu kaufen“, erzählt er. Doch dann kam der Mauerbau dazwischen.

Dass die Berliner Partyszene sich weniger in Lichterfelde aufhält, stört ihn weniger. Es gibt ja einen Unterschied zwischen dem privaten Menschen und dem Schlagersänger, der krakeelt, wenn die Kamera angeschaltet wird. Er gehe eh nicht gerne in Kneipen und mag auch keine Restaurants, sagt Drews. In Lichterfelde finde er alles, was er im Alltag benötige. „Und ich bin schnell überall, wo ich hinwill“.

Derzeit wohnt Drews mit seiner Frau Ramona im Münsterland, in Dülmen-Rorup, einem Dorf mit knapp 3000 Einwohner – dagegen ist Lichterfelde mit seinen rund 80 000 Bewohnern geradezu gewaltig. Das Ehepaar möchte aber noch abwarten, bis die 16-jährige Tochter Joelina ihre Schule beendet hat und erst dann die Umzugskisten packen. Saara Wendisch

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