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Berlin: Körbe werfen wie die Lakers

Berlin. Der neue Michael Jordan heißt Kobe Bryant.

Berlin. Der neue Michael Jordan heißt Kobe Bryant. Aber nicht nur in der NBA. Sondern auch unter den Berliner Streetballern. Und was ist mit Dirk Nowitzki? „Der spielt schon ziemlich gut“, findet der 17-jährige Daniel, „aber er spielt so effektiv.“ Und das ist anscheinend nicht angesagt. „Bryant spielt viel mehr auf Show“, sagt Daniels Kumpel, „das ist viel cooler und sieht besser aus.“ Nowitzki wird es verkraften können. Aber bezeichnend ist das Urteil schon.

Immerhin hat der deutsche Superstar am Wochenende das Bundesfinale des NBA Basketball Challenge auf dem Platz des 4. Juli besucht. Das Streetballturnier findet bereits zum vierten Mal in Zehlendorf statt. Teams mit n wie „Die Felsen in der Brandung“, „Kartoffelauflauf“, „Warmduscher“ oder „…lieber in Jamaica geblieben“ kämpften auf 21 Spielfeldern. Aber nicht nur um den Sieg. „Wir wollen sehen, wo wir leistungsmäßig stehen“, sagt Mario, der mit seinem Vereinsteam teilnahm – und am Sonntag auch seinen 19. Geburtstag feierte.

Überhaupt sind viele der etwa 1300 Spieler in Vereinsmannschaften organisiert. Auf der Straße zu spielen, ist aber etwas anderes. Die ganze Zeit dröhnt Hip-Hop-Musik aus den Lautsprechern, man spielt unter blauem Himmel, „und es ist cool. Ich bin einfach aus Spaß hier“, sagt die 13-jährige Michelle.

Deutscher Basketball ist unter den Streetballern nicht sonderlich beliebt. Der mehrmalige Deutsche Meister Alba Berlin ist vielen der 12- bis 25-Jährigen ziemlich egal. Die NBA ist das große Vorbild. Nordamerikanischer Basketball mit viel Show, schnellen Spielzügen und spektakulären Korbwürfen. Und so wollen sie auch spielen.

Viele riskieren deshalb schwierige Pässe, die eher selten den Mitspieler erreichen. Oder werfen aus Sprüngen, bei denen sie sich um die eigene Achse drehen – und dabei manchmal die Orientierung verlieren. „Natürlich geht manchmal was schief, aber Hauptsache, es ist geil“, sagt der 15-jährige Karl. Außerdem hat ihm das Rahmenprogramm gut gefallen. Zur Live-Musik gab es auch einen Slam Dunk Contest, bei dem die Zuschauer bewerten durften, einen 3-Punkte-Wettbewerb und eine Basketballshow mit Trampolin. Für die Kleineren war eine aufblasbare Sprungburg mit Korb aufgebaut sowie eine aufblasbare Sprenkleranlage zum Duschen. Die wurde aber nicht benötigt, weil es am Sonntag öfter gewitterte.

„Es geht darum, die Straßenkultur des Streetball zu genießen“, sagt Event-Director André Schunk, „und dabei Basketball zu puschen.“ Das scheint auch zu gelingen. Die meisten Jugendlichen liegen nach ihren Spielen entspannt neben den Plätzen, unterhalten sich und schauen den anderen Teams zu. Die Stimmung ist entspannt. Viele tragen T-Shirts von NBA-Teams wie den Los Angeles Lakers oder Utah Jazz. Hauptsache nordamerikanisch. Hauptsache NBA. „Ein Vorbild habe ich zwar nicht“, sagt der 14-jährige Carlo, „aber Dallas finde ich am besten.“ Die meisten freilich mögen Kobe Bryant am liebsten. „Kobe ist einfach der Beste, die Deutschen sind nicht so beweglich“, findet Franka. Dann dreht sie sich um und wirft den Ball ihren Freundinnen zu, die auf einem Nebenplatz für ihr Spiel trainieren.

Das Turnier ist auch fürs nächste Jahr so gut wie gesichert. „Wir wollen auf jeden Fall weitermachen“, sagt Schunk. „Basketball soll in Deutschland so beliebt werden wie Fußball.“ Jörg Petrasch

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