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Berlin: Köstlichkeiten des fernen Ostens

Rankestraße 23, 10789 Berlin Charlottenburg, täglich von 12 bis 24 Uhr, Telefon 23621928, alle KreditkartenBernd Matthies Wenn nicht alles täuscht, dann bringt es gegenwärtig die Thai-Küche in Berlin auf die höchsten Zuwachsraten. Das mag mit dem Ferntourismus zu tun haben, eher aber wohl damit, dass diese Richtung anders als die im Klischee erstarrte chinesische Küche genau das bietet, was wir vom modernen Kochstil erwarten: Würze (auch prononcierte Schärfe), Frische, überraschende Aromen.

Rankestraße 23, 10789 Berlin Charlottenburg, täglich von 12 bis 24 Uhr, Telefon 23621928, alle KreditkartenBernd Matthies

Wenn nicht alles täuscht, dann bringt es gegenwärtig die Thai-Küche in Berlin auf die höchsten Zuwachsraten. Das mag mit dem Ferntourismus zu tun haben, eher aber wohl damit, dass diese Richtung anders als die im Klischee erstarrte chinesische Küche genau das bietet, was wir vom modernen Kochstil erwarten: Würze (auch prononcierte Schärfe), Frische, überraschende Aromen. Kein Wunder, dass auch in der europäischen Hochküche Thai-Elemente vordringen - kaum ein modebewusster Chef arbeitet noch ohne Wok, ohne Chili, Koriander und Limonenblätter.

Wir europäischen Feinschmecker haben an den typischen Thai-Restaurants eigentlich nur zu bemäkeln, dass sie mit ihrem gewaltigen, normalerweise über hundert Positionen umfassenden Angebot sich der Diktatur der kleinen Tageskarte verweigern. Doch das muss nicht automatisch ein Zeichen banaler Vorratswirtschaft sein. Schaut man genauer hin, steckt raffinierte Kombinatorik dahinter, die aus einem relativ schmalen Zutatenfundus alle Köstlichkeiten des fernen Ostens zu rekonstruieren sucht. Kein Grund für Grundsatzdiskussionen. Auch das neue "Lahn Thai" imponiert mit einer solchen Riesenkarte, aber das Angebot geht über die Standards hinaus und verrät auch durch die vergleichsweise gehobenen Preise gewisse Ambitionen; eine Reihe sehr diskutabler Weine (Pfälzer Chardonnay, Speckert, 34 Mark) gibt es ebenfalls. Die Einrichtung ist angenehm gediegen, die Kellnerinnen kennen keine Sprachprobleme, und sie tischen die Gerichte so zügig auf, wie es sich im Asien-Restaurant gehört. Das verleitet dazu, sich den Bauch im Expresstempo vollzuschlagen; wer es langsamer angehen lassen möchte, sollte es sagen.

Die gebackenen Vorspeisen sind ein guter Einstieg. Eher optisch als geschmacklich variiert, helfen sie in Kombination mit den traditionellen Pflaumen- und Chili-Dips den Gaumen auf bevorstehende Schärfeattacken vorzubereiten: knusprig, würzig, mal im Reispapierbeutel, mal auf einer Art Toast, in fritierte Reisnudeln gehüllt. Feurig folgen die Jacobsmuscheln, kurz gegart und mit Ingwer, Zwiebeln und Sellerieblättern zu einem animierenden Salat angerichtet. Die traditionellen Thai-Suppen gibt es hier alle. Wir wählten eine sanfte Variante mit (tatsächlich hausgemachten) Garnelenbällchen, Glasnudeln und Koriander.

Was die Hauptgerichte (von etwa 20 bis 35 Mark) angeht, so sind in allen Fernost-Restaurants immer nur Stichproben möglich - das ganze Repertoire kennt bestenfalls der Chef. Wir landeten eher zufällig bei Zubereitungen, die uns nicht unbedingt thai-typisch vorkamen, sondern ganz China mit umarmten: Rindfleischstreifen in würziger Austernsauce mit krachigem Gemüse, zart-aromatische Ente süß-sauer mit viel Paprika und Ananas, alles frisch und appetitlich angerichtet, ergänzt durch Reis, der kurioserweise in einer offenen Salatschüssel serviert wird. Es klang zwar auf der Karte subtiler, als es dann tatsächlich schmeckte, aber wir reagierten Kritiker-untypisch und verputzten alles mit großem Appetit. Immer ein Zeichen dafür, dass es was Gutes gegeben haben muss. Macht einfach Spaß.

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