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Kolumne: Ärger über menschenleere Baustellen

Jeder Autofahrer hat schon oft über menschenleere Straßenbaustellen geflucht. Auch an der Stößenseebrücke, wo am Dienstag Bauarbeiten beginnen, wird er Arbeiter nur selten zu sehen bekommen. Doch das hat einen guten Grund.

Gut möglich, dass schon die Germanen sich über sumpfige Trampelpfade geärgert und ihren Dorfbaumeister verflucht haben, der sich lieber dem Met ergab statt die Schlammlöcher passierbar zu machen. Jedenfalls warfen sie ihm das regelmäßig vor, er konnte machen, was er wollte. Ähnlich dürfte es sich auf der Via Appia zugetragen haben: Immer mal wieder klafften Löcher im Pflaster, ohne dass etwas geschah. Ein paar Warnschilder, herumlungernde Sklaven, fluchende Kutscher – so könnte es gewesen sein. Hat sich was geändert? Sklaven gibt es keine mehr, aber Baustellen in Hülle und Fülle, an denen sich wochenlang nichts zu regen scheint – dem Autofahrer ein Ärgernis, Gesprächsstoff zahlloser Stammtische. Nicht immer wird zu Recht geschimpft, wer durchschaut schon das Planungslabyrinth. Und manchmal trügt der Schein, geschieht offenbar gar nichts, doch im Verborgenen wird fleißig gewerkelt. Zum Beispiel demnächst im Verlauf der Heerstraße an der Stößenseebrücke. Staus, Ärger, Geschimpfe sind zu erwarten, schon weil sich kaum ein Arbeiter blicken lässt. Aus gutem Grund, wie ein Schild vorsorglich informiert: „Arbeiten unterhalb der Brücke!“ Na hoffentlich.

STAU, STAU, STAU

Arbeiten an der Stößenseebrücke und der Freybrücke im Verlauf der Heerstraße werden den Verkehr von und nach Spandau jahrelang behindern. Los geht es am Dienstag.

STÖSSENSEEBRÜCKE
Bis Ende April gibt es an der Stößenseebrücke statt zwei oder drei Spuren je Richtung nur noch jeweils eine Spur, was erfahrungsgemäß zum Stau führen wird. Mehr als 60 000 Autos sind hier täglich unterwegs. Die BVG will bei großen Verspätungen zum Teil ihre Buslinien ändern. Die 1908/09 gebaute und i denkmalgeschützte Brücke über den Stößensee wird saniert. Da die Arbeiten unterhalb der Fahrbahn stattfinden, werden auf der Brücke keine Arbeiten zu sehen sein – darauf weisen große Schilder hin.

FREYBRÜCKE
Nur wenige hundert Meter entfernt erwartet die Autofahrer der nächste Engpass. Dort haben die Arbeiten für den Abriss und Neubau der Freybrücke über der Havel begonnen – zunächst mit dem Bau einer Behelfsbrücket. Diese wird zwei Spuren je Richtung haben, die allerdings schmaler sein werden. 2015 soll der Verkehr über die neue Brücke rollen. Seit vielen Monaten gilt auf der maroden Brücke nur noch Tempo 30.

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