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Bleibt nur zu hoffen, dass niemand eine Kuh aus dem Anhalter Bahnhof auf den Askanischen Platz transportieren möchte. Das Bild stammt von der Grünen Woche.

© Picture Alliance / dpa

Kolumne: Von Tag zu Tag: Die S-Bahn rollt, die Rolltreppe nicht

Lothar Heinke würde gern mal wieder die Rolltreppe im S-Bahnhof benutzen, stellt aber fest, dass er darauf wohl noch eine ganze Weile warten muss. Im schlimmsten Fall bis 2043.

Lange nichts von der S-Bahn gelesen? Ist doch ein gutes Zeichen. Was läuft, das läuft auf den Gleisen der Normalität, war noch nie eine Meldung wert. Schade eigentlich.

Tatsächlich rauschen die Züge, mit einigen kleinen Ausnahmen, wie geschmiert durch die Stadt, oben wie unten. Im Nord-Süd-Verkehr kommen sie jedenfalls so oft wie pünktlich. Das sollte nach der Schelte im Winter auch einmal gesagt sein. Aber nun rollt die Ausnahme auf uns zu, kein Licht ohne Schatten. Die Rolltreppen! Dem Sommertouristenverkehr hilflos ausgesetzt wollen sie hier und da auch mal eine Pause, wenn nicht vielleicht sogar Urlaub machen. Oder sie streiken. So ein 24-Stunden-Job ist ja strapaziös und nicht jeder Fahrtreppe Ding.

Die Rolltreppenreparateure scheinen in der Sonne zu liegen, jedenfalls merkt man den Nutzen erst, wenn es nicht mehr rollt. Ein Ächzen und Keuchen hebt an, Rollkoffer, Kinderwagen, Fahrräder, Pakete werden plötzlich die Treppen hochgeastet, ach, wie schön ist doch dagegen die rollende Bequemlichkeit. Rund 250 Fahrtreppen gibt es bei der S-Bahn. Die auf dem Anhalter Bahnhof am Ausgang zum Askanischen Platz, also zum Tagesspiegel, rollt seit Wochen nicht mehr.

Plötzlich tauchte ein Schild auf, das Mitte Mai als Termin der Wiederherstellung angab. Nichts geschah. Dann war der 30. Mai akut. Als sich nichts rührte, wurde der 30. Juni genannt. Da hat dann schon ein Witzbold mit seinem Kugelschreiber aus 2013 eine 2043 gemacht. Und jetzt heißt es nach all dem Schmus von wegen „Wir bauen für Sie, liebe Fahrgäste“: Die Fahrtreppe steht Ihnen wieder zur Verfügung am … na, was haben sie da für ein neues Datum eingetragen? Septembersong? Oktobermelancholie? Weihnachtsfreuden? Viel einfacher. Da steht „K. A.“. Übersetzt kann das nur „Keine Ahnung“ heißen. Ehrlich währt eben doch am längsten.

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