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Kolumne von Tag zu Tag: Drohnen, die nicht Drohnen heißen

Die Bahn sucht mit Wärmebildkameras an "Mini-Helikoptern" nach Sprayern. Sidney Gennies wünscht sich deshalb erstmals Verzögerungen im Betriebsablauf.

Was Verteidigungsminister Thomas de Maizière fast um sein Amt gebracht hätte und den Steuerzahler hunderte Millionen Euro kostete, verwirklicht die Deutsche Bahn ganz nebenbei: eine eigene Drohne. Zwar (noch) nicht für Kampfeinsätze, aber immerhin zur Überwachung der Bahnstrecken. Ein Inlandseinsatz sozusagen. Schon bei dem Wort müssen sich aufrechten Parlamentariern ja die Nackenhaare aufstellen. Glück für die Bahn, dass sie nicht mehr staatlich ist. Weil die Überwachung also ganz privat ist, soll die Drohne auch nicht Drohne heißen, sondern Mini-Helikopter. Und weil das so viel süßer klingt, will die Bahn auch etwaige Beeinträchtigungen des Datenschutzes erst später prüfen. Wenn schon die Bahn im Kampf gegen mit Farbdosen bewaffnete Schmierfinken Drohnen mit Wärmebildkameras einsetzt, wie lang wird es wohl dauern, bis auch der Staat Drohnen über Demonstrationen kreisen lässt oder über öffentlichen Plätzen? Noch bestreitet die Polizei den Einsatz solcher Geräte. Wohl auch, weil sie nicht ausreichend getestet sind. In der Planung, das wissen wir seit de Maizière, liegt ja das größte Problem. Die Bahn bereitet nun also den Weg für einen Gratis-Testlauf. Bleibt nur zu hoffen, dass die Drohne wegen Verzögerungen im Betriebsablauf leider entfällt. Das wäre doch mal eine schöne Durchsage.

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