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Berlin: Kommandeur Wowereit

Wie der Regierende immer mal wieder geehrt wird

Für einen Lichtenrader Jungen hat es Klaus Wowereit weit gebracht: Kommandeur der Ehrenlegion ist er seit Mittwoch, nicht einfach nur Ritter, und das ohne eine einzige militärische Heldentat. Gestern wurde die Ehrung in Paris von Premierminister Raffarin vollzogen, und unserer Regierender steht nun geistigmoralisch an der Seite so gegensätzlicher Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin und Sabine Christiansen.

Die Ehrenlegion ist eine hoch angesehene Einrichtung, die ihren Mitgliedern nicht nur Ruhm und Ehre einbringt, sondern sie vermutlich auch in die Lage versetzt, in jedem Pariser Drei-Sterne-Restaurant für denselben Tag einen Tisch zu reservieren. Für Klaus Wowereit ist der Orden aber noch aus einem anderen Grund interessant: Es ist sein erster, dessen Bedeutung sich nicht nur ihm, sondern auch den meisten Unbeteiligten unmittelbar erschließt. Daran haperte es bei seinen bisherigen Auszeichnungen. „Xirka Gieh ir Repubblika“, das war der erste Orden, mitgebracht vom Staatspräsidenten Maltas im November 2001. Ein halbes Jahr später kam Aleksander Kwasniewski vorbei, das „Krzyzem Komandorskim Z Gwiazda Orderu Zaslugi Rzeczypospolitej Polskiej“ im Gepäck, vermutlich ergänzt durch eine Ausspracheanleitung auf CD.

Im Oktober 2002 brachte König Abdullah von Jordanien den „Grand Cordon of the Order of Al-Kawkab Al-Urduni“ mit nach Berlin, einen Orden, der bedeutend klingt, sich aber inhaltlich nur schwer erschließt – er hat hoffentlich nichts mit Cordon bleu zu tun. Bislang letzte hohe Würde an Wowereits Brust: Der „Orden Mexicana del Aguila Azteca en Grado de Banda“, ein Aztekenadler am Bande, wie er dem landläufigen Lichtenrader garantiert nicht in die Wiege gelegt wird. Nun also die Ehrenlegion – es geht voran. Noch viele staatliche Auszeichnungen warten auf Wowereit, viele Wein- und Wurstbruderschaften werden um die Gnade seiner Gunst buhlen. Am Ende sieht er in voller Montur womöglich aus wie ein Weltkrieg-II-General. bm

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