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Kommentar: Be Berlin, be dirty

Wie einst am Alex, so jetzt am Nollendorfplatz: Markus Hesselmann wünscht sich einen weiteren Wutanfall Wowereits.

Von Markus Hesselmann

Drahtige Menschen in todschicken Trainingsanzügen, die formschönen Akkreditierungsplaketten um den Hals, bereichern derzeit den Kiez um den Nollendorfplatz. Es ist Leichtathletik-WM in Berlin, viele Sportler und freiwillige Helfer sind hier in der Nähe untergebracht. Der Nollendorfplatz mit seinen Straßencafés, Bars und Pizzabuden wird zum Gästezimmer der Stadt – oder besser: zum Wohnzimmer, in dem sich die Gäste aus der ganzen Welt wohlfühlen sollen.

Doch diesem Wohnzimmer täten ein bisschen mehr Liebe und ein bisschen mehr Pflege gut: Im Kiez stinkt’s aus U-Bahnschächten und Gullys. Unter der Hochbahntrasse klebt der Taubendreck fingerdick auf dem Pflaster. Die unzähligen Hundehaufen fallen dem langjährigen Kiezbewohner ohnehin erst in dem Moment wieder auf, in dem er sich fragt, was die ausländischen Gäste wohl über diese Berliner Spezialität denken.

Vielleicht wäre ein weiterer Wowereitscher Wutanfall hilfreich. Wie einst am Alex, den der Regierende als Schandfleck brandmarkte, so jetzt am Nollendorfplatz. Be Berlin, be dirty – tourismusfördernd ist dieser ganze Dreck sicher nicht. Oder doch? Als Gegenentwurf zum internationalen Klischee des ordentlichen Deutschen.

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