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Kommentar: Das hat gesessen

Die Mutigen sollte man von den Wichtigen unterscheiden. Sich mit großer Geste auf der Straße niederzulassen ist für Politiker wie Wolfgang Thierse wohlfeil. Die wahren Helden des 1. Mai waren andere.

Vor viereinhalb Jahren ist ein Neonazi-Marsch im märkischen Halbe unter anderem an der Brandenburger Politprominenz gescheitert: Der Umweltminister, der SPD-Fraktionschef, der Potsdamer Bürgermeister, ein Staatssekretär und ein Polizeipräsident versperrten den Braunen den Weg.

So ähnlich war es auch am Sonnabend – mit einem Unterschied: Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und drei Mitstreiter waren dank ihrer Politikerausweise hinter die Absperrung gelangt und ließen sich dort mit großer Geste vor laufenden Kameras nieder. Sie blieben auch, als ihnen der Einsatzleiter alle Rechtsbrüche aufzählte, die sie mit der Blockade begingen.

Thierses Anliegen war hehr, aber die Theatralik unangebracht für einen, der nichts zu befürchten hat. Die wahren Helden des 1. Mai waren die Tausenden ohne Promibonus, die sich den Nazis in den Weg gestellt hatten. Diese Leute haben den Tag zum Feiertag gemacht – gemeinsam mit der großartig professionellen Polizei. Und falls Thierse jetzt einen Strafbefehl bekommt, sollte er nicht meckern, sondern zahlen. So wie auch jeder andere zahlen müsste, der nicht das Fernsehen an seiner Seite hat.

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