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Kommentar: Große Oper, kleiner Luxus

Klaus Wowereits schlechte Laune ist berechtigt. Dafür gibt es viele Gründe - zum Beispiel, dass seine arme Stadt immer noch Geld verschwendet.

Ernst ist das Leben, heiter die Kunst. Und besonders heiter ist es für die nicht auf Hartz-IV-Niveau bezahlten Sänger der Deutschen Oper, dass ihnen der Arbeitgeber einen voll bezahlten „Gastierurlaub“ einräumt, 40 bis 90 Tage jährlich, in denen sie anderswo ein Liedchen trällern dürfen, gegen Geld, versteht sich. So kritisiert es jedenfalls der Rechnungshof.

Nein, kein Neid. So sollte es allen öffentlich Bediensteten gehen dürfen! Es geht nur bekanntlich leider nicht, und das wirft die Frage auf, in welcher besonderen Situation die Opernsänger sind, dass sie derlei Privilegien durchsetzen können. Würden sie sonst komplett ins viel besser bezahlende Merseburg abwandern? Oder gibt es an der Deutschen Oper ohnehin nicht mehr zu singen?

Nur mal so dahingedacht: Wäre es nicht schön für unsere Lehrer, wenn sie auch Gastiertage hätten, um an Privatschulen ein wenig dazuzuverdienen? Polizisten, Finanzbeamte – sie alle haben Fertigkeiten, die sie gern im bezahlten Urlaub zu Geld machen würden.

Ach, Berlin. Klaus Wowereit wirkte bei Anne Will am Wahlabend richtig übelgelaunt, selbst er. Er hat viele Gründe dafür.

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