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Berlin: Komödie ist, wenn man trotzdem lacht

Protest gegen geplanten Abriss der beiden Boulevardbühnen am Ku’damm

„Wir gehen davon aus, dass wir weitermachen“, versichert gestern Jürgen Wölffer, der Senior der Komödie und des Theaters am Kurfürstendamm. Aber das Wie und Wo ist fraglich, nachdem die DB Real Estate der Deutschen Bank die Verträge zum Jahresende gekündigt hat und wegen Umbaus des Ku’damm-Karrees den Abriss der Traditionstheater plant.

Ein Neubau im Inneren des Grundstücks werde das Flair, die Atmosphäre und die Akustik der alten Bühnen nicht bieten können, sagt Wölffer, der fast 40 Jahre lang die Theater geleitet hat. Ein neues Theater könne gar nicht besser sein. „Das alles wäre nicht gekommen, wenn es einen Denkmalschutz für die Bühnen aus den zwanziger Jahren gegeben hätte“, sagt der einstige Theaterchef. Er habe mit diesem Wunsch vor 20 Jahren bei den Behörden auf Granit gebissen. Die Theater seien nach Kriegsschäden zu sehr verändert worden. Vorm Krieg gab es viel Stuck. Wölffer kann sich einen Abriss der Bühnen, die schon sein Vater Hans leitete und sein Sohn Martin fortführt, nicht vorstellen. Man müsse mit den Eigentümern aber auskommen, „wir sind sowieso die Schwächeren“.

Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei) erklärte gestern laut RBB-Abendschau, er wolle sich für den Erhalt der Traditionsbühnen einsetzen. Gegenüber der Theaterkasse bildeten sich Schlangen vor den Unterschriftenlisten zur Rettung der Theater. Trotz des Andrangs nach Karten für „Männerhort“ fühlt sich Andrea Weishaupt an der Kasse „tieftraurig“. Fast alle Besucher seien fassungslos und erbost. Monika Anna Seeckts und ihr Mann Ingo vom Bremer Theater gehören zu den Hunderten, die sich in die Listen eintragen. In Bremen müssten sie auch um ihr Theater kämpfen, hätten 20 000 Unterschriften gesammelt. „Wir heulen mit den Wölffers“, ruft eine Frau. „Abriss ist unmöglich, die Theater gehören zu Berlin“, sagt Martina Schulz, Heinz und Hannelore Radtke finden es „furchtbar, dass sich eine Bank über alles hinwegsetzt“.

Auch die Nachbarn im Ku’damm-Karree sind über die Pläne entsetzt. „Die Theater müssen bleiben“, sagt Evelyn Markowski vom Restaurant „Dressler“, das viele Theatergäste besuchen. C. v. L.

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