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Ein Bild aus besseren Tagen. 1979 hatte das ICC zwischen der Stadtautobahn und dem Messegelände am Funkturm eröffnet, im April schloss es für die geplante Sanierung.

© dpa

Kongresszentrum in Berlin-Charlottenburg: Bücher oder Bummel im ICC

Grüne und CDU diskutierten über die Zukunft des sanierungsbedürftigen Internationalen Congress Centrums am Charlottenburger Messegelände. Der Bezirk will es zum Baudenkmal erklären lassen, während Architekten erneut den Einzug der Landes- und Zentralbibliothek anregen.

In die Diskussion um das seit April geschlossene Internationale Congress Centrum (ICC) in Charlottenburg kommt neuer Schwung: Am Mittwoch stimmt der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses darüber ab, ob die Wirtschaftsverwaltung ein Gutachten zur „Einzelhandelsverträglichkeit“ in Auftrag geben soll. Es geht um die Folgen eines Shoppingcenters für Händler in der City West und ganz Berlin. Außerdem wollen alle Fraktionen in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf am Donnerstag dafür stimmen, das ICC unter Denkmalschutz zu stellen. Der Bezirk soll dies beim Landesdenkmalamt beantragen.

CDU will interessierte Bürger einbeziehen

Die Berliner CDU zeigte sich beim Landesparteitag am Freitagabend „offen dafür, die Zukunft des ICC in öffentlich-privater Partnerschaft zu gestalten“. Für jede Nutzung müsse aber die Verträglichkeit geprüft werden, hieß es in einem Beschluss, den Stadtentwicklungsexperte Stefan Evers und Bezirkspolitiker beantragt hatten. Einen „besonderen Stellenwert“ müsse „der Dialog mit der interessierten Stadtgesellschaft“ erhalten.

Vermisst wurde eine solche Transparenz bei der Diskussion, die gleichzeitig im Abgeordnetenhaus lief. Eingeladen hatte Nicole Ludwig, Wirtschaftsexpertin der Grünen-Fraktion. Sie lehnte ein Center ab und kritisierte, dass der Senat eine Marktanalyse der Firma Drees & Sommer unter Verschluss halte.

In Tempelhof darf die Landesbibliothek nicht bauen – taugt das ICC als Ersatz?

Als „extrem einleuchtend“ lobte Ludwig die Idee des Architektenbüros KSP Jürgen Engel, die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) im ICC anzusiedeln. Bisher waren die ZLB und der Senat dagegen. Doch nicht nur KSP-Niederlassungsleiter Alexander Lohausen sah neue Chancen, denn auf dem Tempelhofer Feld kann der geplante Neubau nach dem Volksentscheid nicht mehr entstehen.

Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop betonte die Bedeutung des ICC für Kongresse, der Ersatzbau „City Cube“ reiche nicht für alle aus. Birgit Ricke von Drees & Sommer sagte, ihre Firma empfehle keine bestimmte Nutzung. Die Teilnutzung für Kongresse gehöre zu jeder der Möglichkeiten, die man untersucht habe.

Der Platz reicht für ein Center mit der Größe des „Alexa“

Insgesamt seien 130 000 Quadratmeter vermietbar, davon seien für Handel „maximal 40 Prozent geeignet“, sagte Ricke. Dies entspreche immerhin etwa der Größe des Alexa-Centers am Alexanderplatz, rechnete Christian Wiesenhütter von der IHK Berlin vor. Handelsverbands-Chef Nils Busch-Petersen blieb gelassen: „Ich werde nicht um ein weiteres Center betteln“, andererseits habe Berlin die bisher 63 Zentren gut verkraftet. Im ICC müsse allerdings „etwas Besonderes“ entstehen.

Jürgen Nottmeyer, der einst als Senatsbaudirektor für das 1979 eröffnete ICC zuständig war, beklagte ausgebliebene technische Erneuerungen: Nur weil „,man alles vor sich hergeschoben hat“, müsse nun über die Zukunft diskutiert werden.

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