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Bruce Springsteen spielte ein Konzert im Olympiastadion - das natürlich ausverkauft war.

© DAVIDS

Der Boss - und sonst nichts: Bruce Springsteen rockt das Olympiastadion

Die einen freuen sich über laute Rockmusik, die anderen über die Mieteinnahmen: Bruce Springsteen spielte das einzige Olympiastadion-Konzert des Jahres - dabei ging es um eine Menge Geld.

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Natürlich ist das Stadion komplett ausverkauft: 58 000 Menschen – und die jubeln schon, als um 19.50 Uhr drei Kleinbusse durch das Marathontor des Olympiastadions fahren und seine 15-köpfige Band über die Laufbahn zur Bühne bringen. Als er dann endlich kommt, der Boss, natürlich mit aufgekrempelten Ärmeln und schwarzer 12-seitiger Akustikgitarre, als er mit rauer Stimme ruft: „Hallo Berlin, es ist gut, wieder hier zu sein“ – da fliegen alle Arme in den kühlen Abendhimmel. Und der Boss legt los.

Zuvor gab’s im Keller des Olympiastadions erst einmal ein Berlin-Souvenir: einen knallbunten Bären mit einer blauen Laufbahn auf dem Bauch, für knapp 30 Euro. Und dieser Mini-Buddy-Bear wird bestimmt einen Platz finden in all den Koffern, mit denen Bruce Springsteen, 62, derzeit durch Europa reist. Überreicht wurde ihm der Bär von Stadionchef Joachim E. Thomas, quasi von Boss zu Boss, kurz vor dem Konzert vor 58 000 Fans im Olympiastadion. Und Zeit für einen Gruß im Gästebuch blieb auch noch.

Viel mehr Musiker werden sich in diesem Sommer darin nicht eintragen; Springsteen gibt das einzige Konzert im Stadion. „Tourneen finden in der Regel antizyklisch zu anderen Großveranstaltungen statt“, sagt Thomas. In diesem Jahr wird in Polen und der Ukraine die Fußball-EM ausgetragen, kurz danach sind Olympische Spiele in London. Es sind viele Stadien geblockt, Fans hocken vor den Fernsehern, und irgendwann lässt auch die Kaufkraft nach. „Im nächsten Jahr kommen mehr Musiker“, sagt Thomas, „da haben wir mehr als ein Rockkonzert im Olympiastadion.“ Namen will er noch nicht verraten.

Sehen Sie hier eine Bildergalerie zum Springsteen-Konzert:

Es geht um eine Menge Geld, die Miete für so ein Konzert (samt Auf- und Abbauzeit) kann schon mal eine halbe Million Euro betragen. Und weil die 2004 renovierte Arena ein landeseigener Betrieb ist, schaut die Politik genauer hin. Konzerte spielen zehn bis 20 Prozent des  Jahresumsatzes ein. Und der wird eh schon kleiner ausfallen, weil der Hauptmieter Hertha BSC bekanntlich abgestiegen ist.

Die landeseigene Olympiastadion Berlin GmbH wird daher in der nächsten Saison voraussichtlich eine Million Euro weniger einnehmen. Das liegt am Mietvertrag, der noch bis 2017 gilt und pro Zweitligaspiel vom Verein 150 000 Euro verlangt. Dagegen spült ein Erstligaspiel 182 000 Euro in die Kasse, bei über 50 000 Zuschauern sogar 257 000 Euro.

Trotzdem haben Grüne und Linke kritische Fragen, denn der Wirtschaftsplan der Olympiastadion GmbH für 2011/12 birgt Gefahren für den Landeshaushalt, die allerdings nicht besonders dramatisch sind. Möglicherweise fällt die Jahrespacht fürs Stadion, die ans Land gezahlt wird, geringer aus als die eingeplanten 1,2 Millionen Euro. Der Grünen-Haushälter Jochen Esser fordert deshalb eine „Risikovorsorge“. Zwar ist die 74 000 Zuschauer fassende Arena auch für Konzerte geeignet, aber sie lebt wirtschaftlich hauptsächlich vom Sport. Daneben spielen Geschäftstermine, Kongresse und Seminare eine große Rolle – bald trifft sich der Audi-Konzern im Stadion, auch zur ITB sind Länderpräsentationen geplant –, dazu kommen Filmaufnahmen und Führungen. „300 000 Menschen besuchen uns außerhalb von Veranstaltungen“, sagt Thomas. Im Ergebnis kommt die Stadion GmbH seit ihrer Gründung 2004 ganz gut über die Runden.

Viele Stars, die mal eben das Olympiastadion füllen, sind in diesem Sommer nicht unterwegs; selbst Madonna wählt – vielleicht wegen EM und Olympia – die eher sichere Variante und spielt in der O2-World in Friedrichshain. Aber es wird sich rumsprechen, dass die Berliner doch nicht so arm sind, wie es in den Konzertveranstalterbüros immer heißt. Das Springsteen-Konzert war mit 58 000 Menschen ausverkauft; die Bühne wurde diesmal nicht am Marathontor aufgebaut, sondern an der Längsseite. Deshalb ist die Kapazität etwas geringer. „Wir hätten aber noch mehr Karten verkaufen können“, sagt Thomas. „Das hat auch mit einem gewissen Nostalgiefaktor zu tun in Berlin.“ 1988 spielte Springsteen nämlich in Weißensee, es wurde ein legendäres Konzert. Vor 160 000 Menschen.

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