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Berlin: Kooperation belebt das Geschäft

Drei Berliner Mittelständler arbeiten auf der größten Baustelle der Stadt – der Staatsbibliothek

Es ist die größte Baustelle der Stadt. 326 Millionen Euro steckt der Bund in den Ausbau und die Sanierung der Staatsbibliothek Unter den Linden. Über hundert Millionen zusätzlich sind schon verbaut. Die ersten drei größeren und wichtigen Lose dieses komplexen Auftrags haben sich drei Berliner Mittelständler gesichert, die sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Die Firmen Schälerbau-Berlin, Ingenieurbau sowie Bleck und Söhne hätten die Aufträge, die hinter diesen Losen stecken, zwar auch alleine schaffen können. „Es geht aber auch darum, uns gegenseitig stark zu machen und so unsere Chancen zu erhöhen“, sagt Manfred Hermanns, Geschäftsführer von Schälerbau-Berlin. Hans-Peter Bleck, Chef von Bleck und Söhne, sekundiert: „So können wir Synergieeffekte nutzen und das Risiko besser schultern.“

Die drei Partner sind etwa gleich stark. Alle haben zwischen 120 und 130 Angestellte, einen Jahresumsatz von jeweils 30 bis 35 Millionen Euro. Und: „Wir sind alle Mitglieder in der Tarifgemeinschaft, alle haben Betriebsräte, alle zahlen die gesetzlichen Mindestlöhne“, unterstreicht Wolfgang Horstkötter, Geschäftsführer der Ingenieurbau.

Dass sie und nicht ein Baukonzern bei der Staatsbibliothek zum Zuge gekommen sind, ist aber kein kleines Wunder, sondern eine Frage der Vergabe. Das für den Bau zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) vergibt die Aufträge in kleineren Losen, also in Größenordnungen, die auch Mittelständler stemmen können.

Diese mittelstandsgerechte Losvergabe ist politisch gewollt und wird dem BBR vorgegeben. Aber nicht nur das. BBR-Projektleiter Jörg Brandt zieht es sogar vor, mit Mittelständlern zu arbeiten: „Da habe ich es noch mit richtigen Leuten vom Bau zu tun, und nicht mit Rechtsanwälten.“ Gerade bei einer so anspruchsvollen Baustelle wie der Bibliothek zahle sich das aus, weil Probleme schnell und auf direktem Wege besprochen und eine Lösung gefunden werden kann. „Und Probleme gibt es bei einer solchen Baustelle immer“, sagt Brandt. Gebaut wird unter Betrieb, die Bibliothek soll während der Jahre dauernden Baustelle immer geöffnet sein.

Das ist auch der Grund dafür, warum die drei Mittelständler ihre Chancen bei einer anderen Großbaustelle nicht ganz so gut einschätzen. Der Bau des neuen Flughafens in Schönefeld wird ganz andere Anforderungen an die Firmen stellen. Es sei absehbar, dass die Arbeiten auf dieser Riesen-Baustelle nicht in so kleinen Losen vergeben werden, sagt Wolfgang Horstkötter: „Es läuft auf einige wenige Lose mit einem Auftragsvolumen von jeweils 500 Millionen Euro hinaus.“ Das wäre dann für die Mittelständler zu viel.

Werden diese Lose aufgesplittet, sehen auch die Chefs der drei Bibliotheks-Baufirmen Chancen, beim Flughafen zum Zuge zu kommen. Und dann wäre das zu schaffen, was Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei/PDS) für den Bau den Flughafens prognostiziert hat: Bis zu 40 000 neue Jobs durch den Ausbau und den laufenden Betrieb.

Von dieser Euphorie mag sich Hans-Peter Bleck noch nicht anstecken lassen: „Nach Jahren des Rückgangs bei den Aufträgen sind wir froh, dass es jetzt wenigstens die Hoffnung auf eine Seitwärtsbewegung gibt.“ Auf dem geschrumpften Berliner Baumarkt haben sich die drei gesundgeschrumpft und stehen jetzt relativ solide da. Derzeit beschäftigen die drei Firmen 45 Bauleute in der Staatsbibliothek, bald sollen es 80 sein.

Die Baustelle gibt ihnen und ihren Angestellten für eineinhalb Jahre Sicherheit. „Sie allein reicht nicht aus, um das Überleben der drei Firmen zu garantieren“, sagt Bleck, aber das könnte sich bald ändern. Die Arbeitsgemeinschaft will sich bei neuen Losen bewerben und hofft auf weitere Zuschläge durch den Bauherrn. Das BBR wird die Arbeiten an der Staatsbibliothek insgesamt in rund hundert Lose aufteilen, 20 davon zählen zu den größeren, liegen im ein- und zweistelligen Millionenbereich, und sind damit für Firmen, wie diese drei Mittelständler interessant.

Die drei haben also gute Chancen, noch mehr Aufträge an der Bibliothek an Land zu ziehen. Neben allen positiven Effekten, die damit für ihre Firmen einhergehen, ist es ein Projekt, das gestandene Bauleute stolz macht: „Es ist einfach eine Ehre, hier mitzumachen“, sagt Schälerbau-Chef Manfred Hermanns.

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