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Berlin: KPM-Gelände zum Schnäppchenpreis Schlechtes Geschäft für Berlin: Lukrativer Kaufvertrag für Sanierer der Porzellanmanufaktur

Durch ein geplantes Grundstücksgeschäft im Zusammenhang mit der Sanierung der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) werden der Senat und landeseigene Firmen Investitionen in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro abschreiben müssen. Dies sehen Rettungspläne für den finanziell angeschlagenen Traditionsbetrieb vor.

Durch ein geplantes Grundstücksgeschäft im Zusammenhang mit der Sanierung der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) werden der Senat und landeseigene Firmen Investitionen in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro abschreiben müssen. Dies sehen Rettungspläne für den finanziell angeschlagenen Traditionsbetrieb vor. Demnach soll das 23 000 Quadratmeter große KPM-Grundstück mit acht Gebäuden an die Allgemeine Beamtenkasse verkauft werden. Der Preis beträgt rund elf Millionen Euro. Das ist nicht einmal die Hälfte der Kosten, die eine Tochterfirma der landeseigenen Investitionsbank vor wenigen Jahren in die Sanierung des Areals gesteckt hatte: über 20 Millionen Euro. Der neue Eigentümer bekommt also die tadellos restaurierten Baudenkmäler für die Hälfte der Baukosten – und das Grundstück mit schickem Innenhof umsonst dazu.

Und noch ein Zugeständnis will das Land machen: Der Kaufpreis soll erst drei Jahre nach der Übernahme des Filetgrundstücks am Tiergarten sowie der Porzellan-Manufaktur fällig werden. In der Zwischenzeit kann der neue Eigentümer nicht nur den 240 Jahre alten Betrieb mietfrei wirtschaften lassen, sondern er kann auch einige der leer stehenden Neubauten vermieten. Damit macht der Käufer ein risikoarmes und lukratives Zusatzgeschäft: Weil er drei Jahre lang nichts für die Immobilien bezahlen muss, mehrt jeder Euro Mieteinnahme seinen Umsatz. Derzeit stehen fast 4000 Quadratmeter in den von Gerkan Marg und Partner stilvoll sanierten und umgebauten KPM-Immobilien leer. Darunter ist auch die „Ringofenhalle“. Diese wird vom Hotel Grand Hyatt für Tagungen und Veranstaltungen genutzt und bietet Platz für 200 Besucher.

Dass sich der Senat und die zuvor in KPM-Management und -Sanierung glücklose Investitionsbank auf dieses Geschäft einlassen wollen, liegt an der politischen Brisanz des Falles: Es geht um über 150 Arbeitsplätze und den ältesten Betrieb der Hauptstadt. Dessen Produkte genießen noch heute weit über die Landesgrenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf und sind ein Aushängeschild für Berlin. Doch die ganze Branche für hochwertiges Porzellan steckt tief in der Krise. „Die Leute kaufen heute lieber bei Ikea alle paar Jahre ein neues Service oder billiges Porzellan aus China“, sagt ein Experte. Deshalb geht auch bei der KPM der Umsatz zurück. Zuletzt reichte das Geld nicht einmal mehr für die Miete.

Dabei war die KPM erst vor knapp einem Jahr an den Kaiser-Urenkel Franz Wilhelm Prinz von Preußen verkauft worden. Doch mit der Sanierung ging es nicht voran. Der Betrieb wurde durch Kredite der Beamtenkasse sichergestellt. Um das Überleben der KPM zu gewährleisten, fordert Kassenchef Jörg Woltmann nun die Herausgabe der Immobilien. Dann will er selbst auch die Verantwortung für den Betrieb übernehmen. Bei der für den Verkauf zuständigen Senatsverwaltung für Wirtschaft wollte man zu den Details des Grundstücksgeschäfts nichts verraten. Die Investitionsbank soll ein Gutachten vorgelegt haben, das den geringen Kaufpreis rechtfertigt. Bekannt ist, dass die Verträge mit der Beamtenkasse Spekulationsgeschäfte verhindern sollen. So muss die Bank bei einem Verkauf der Grundstücke den Gewinn an das Land abführen.

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