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Berlin: Krach um Lärm am Lehrter Bahnhof

Der Senat verklagt die Bahn, weil geplante Schutzwände fehlen

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will mit einer Klage erreichen, dass die Bahn den Lärmschutz am Lehrter Bahnhof verbessert. Die künftigen Mieter und Käufer der geplanten Wohnungen, die rings um den Bahnhof entstehen sollen, bekommen, wie berichtet, mehr Lärm von den Zügen ab, als bei der Genehmigung des Bahnhofsbaus zugelassen war. Bahnchef Hartmut Mehdorn hat bekanntlich das gläserne Hallendach von 454 Meter auf 321 Meter verkürzen lassen. Die Halle sollte aber auch als Lärmschutz dienen, nun fehlen rund 130 Meter der Schutzwand. Dagegen hatte die Stadtentwicklungsverwaltung von Anfang an protestiert. Denn der höhere Lärm mindert den Wert des neuen geplanten Wohnquartiers. Nun hat die Verwaltung auch vor Gericht eine Klage eingereicht.

Ziel sei es nicht, die Bahn zu zwingen, das Dach doch noch in der geplanten Länge zu errichten. Sie müsse aber den Lärmschutz verbessern, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Reetz. In welcher Form dies erfolge, sei Sache der Bahn.

Ob die Bahn durch das Verkürzen des Daches überhaupt etwas gewonnen hat, ist zweifelhaft. Mehdorn hatte diesen Schritt angeordnet, um den Bau des Bahnhofs nicht weiter zu verzögern. Er will, dass der künftige Hauptbahnhof zur FußballWeltmeisterschaft im Sommer 2006 betriebsbereit ist. Deshalb wollte der Bahnchef die Bauzeit für das komplizierte Dach verkürzen.

Doch die Dachbauer waren schneller als gedacht. Sie mussten ihr Tempo sogar drosseln, weil für die Kurzvariante neue statische Berechnungen erforderlich waren. Nach Angaben von Bauexperten war das Verkürzen des Daches am Ende teurer als der Bau der Langversion. Alle Teile für das Dach, fast alles Einzelstücke, die speziell auf den Lehrter Bahnhof zugeschnitten waren, waren schon produziert – und müssen auch bezahlt werden. Weil das Dach in einer Kurve liegt, gleicht keine Scheibe dort der anderen. So gibt es erhebliche Zweifel, ob die Bahn die nicht verbauten Teile tatsächlich verkaufen kann, wie sie es plant.

Theoretisch könnte das Dach noch verlängert werden, was aber teuer wäre. Die Dachbauer haben die Stadt längst verlassen; die Baustelle müsste völlig neu eingerichtet werden. Zudem wäre der Weiterbau nur möglich, wenn der Zugverkehr eingestellt würde. Das Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsbehörde lässt ein Bauen des Daches unter laufendem Betrieb zur Sicherheit der Fahrgäste nicht zu. kt

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