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Berlin: Krankenstand bei Lehrern beunruhigt Beamtenbund Zahl viermal höher als in anderen Berufsgruppen Durchschnittliche Dauer beträgt 43 Wochen

Die hohe Zahl der langzeitkranken Lehrer bereitet auch dem Beamtenbundes Sorge. „Die Zahl ist etwa viermal höher als in anderen Bereichen“, sagte gestern der Vorsitzende Joachim Jetschmann auf Anfrage.

Die hohe Zahl der langzeitkranken Lehrer bereitet auch dem Beamtenbundes Sorge. „Die Zahl ist etwa viermal höher als in anderen Bereichen“, sagte gestern der Vorsitzende Joachim Jetschmann auf Anfrage. Darauf müsse der Senat reagieren. Im übrigen kritisierte er, dass sich Bezirke und Senat schon seit anderthalb Jahren um eine zentrale Gutachterstelle streiten, die sich um eine Beschleunigung der amtsärztlichen Untersuchungen von Beamten kümmern soll.

Wie notwendig eine Beschleunigung ist, zeigt ein Blick in die Statistik der Bildungsverwaltung. Demnach bleiben Berlins rund 1000 langzeitkranke Lehrer im Schnitt 43 Wochen der Arbeit fern. Der Rekord liegt aktuell bei 250 Wochen, obwohl das Beamtenrecht vorsieht, dass die Pensionierung nach sechs Monaten erfolgen muss. Anders als Angestellte bekommen Beamten nicht nur sechs Wochen, sondern unbegrenzt volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Auf ein geteiltes Echo stieß gestern der parlamentarische Antrag der Bündnisgrünen, dauerkranken Lehrern auf freiwilliger Basis eine andere Tätigkeit anzubieten. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) betonte, dass dies nur für einen geringen Teil der Langzeitkranken infrage kommen könne, nämlich nur für jene, die „ausschließlich nicht mehr unterrichten können“. Allerdings lasse er jetzt prüfen, ob die Beschäftigungsmöglichkeiten für die betreffenden Pädagogen zur Zeit „ausgeschöpft werden“. Damit habe er die Arbeitsgruppe beauftragt, die sich ohnehin mit dem Problem der Dauerkranken befassen soll, sagte Zöllner.

Beamtenbund-Chef Jetschmann zeigte sich gestern „unzufrieden“ und „sehr unglücklich“ über den Antrag der Grünen. Er habe „Angst“ davor, dass die Betreffenden letztlich auf die Überhangliste kämen. Erhard Laube von der GEW-Schulleitervereinigung bezeichnete den Grünen-Vorstoß als „blanken Populismus“. Erfahrungen anderer Bundesländer hätten belegt, dass es „weder rechtlich noch politisch“ umsetzbar sei, Beamte mit anderen Tätigkeiten zu betrauen.

Allerdings gibt es auch jetzt schon Ausnahmen. So werden schwangere Lehrerinnen etwa zur Betreuung der Schulbibliothek eingesetzt oder für Verwaltungsaufgaben. Laube bezweifelt aber, dass sich diese Aufgaben so ausweiten lassen, dass sie für alle betroffenen Lehrer reichen. Gegen diese Sorge spricht allerdings die Tatsache, dass ohnehin nur mit sehr wenigen Lehrern gerechnet wird, für die solch eine Lösung infrage käme.

Angesichts der steigenden Zahl Dauerkranker sieht Laube seine Befürchtung bestätigt, die er im Zusammenhang mit dem Wegfall der Altersteilzeit schon vor einem Jahr geäußert hatte. Die Zahl der Dauerkranken werde steigen, wenn Lehrer gezwungen würden, „bis zum 65. Lebensjahr vor der Klasse zu stehen“, hatte Laube damals gesagt.

Dennoch sieht Jetschmann auch etwas Positives: Der Senat habe jetzt eine Dienstvereinbarung gebilligt, wonach die betriebliche Gesundheitsförderung gestärkt werden soll. Das könne Anlass sein, die von Burnout-Fachleuten geforderten Coaching-Gespräch mit Lehrern zu führen, hofft Jetschmann.

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