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Berlin: Krankenwagen stillgelegt

Verband: „Patiententransport lohnt sich nicht mehr“

In Berlin geben immer mehr Krankentransportfirmen auf. Jetzt hat der Malteser Hilfsdienst mitgeteilt, dass er zum Jahreswechsel seine Krankentransporte einstelle. 15 Mitarbeiter müssten deswegen voraussichtlich entlassen werden, sagte die Sprecherin der Malteser, Beatrix Hertle, dem Tagesspiegel. In Berlin sind derzeit noch fünf Malteser-Krankentransporter im Einsatz. Die Bezahlung der Krankenkassen für diesen Dienst sei nicht kostendeckend.

Mit der gleichen Begründung hatten die Berliner Johanniter bereits zum 30. September ihren Krankentransportdienst eingestellt. Betroffen davon: drei Wagen mit zwölf Mann Besatzung. Diese Stellen habe man aber sozialverträglich abgebaut, sagt Andreas Schiemenz, Vorstand der Berliner Johanniter. Und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Berlin streitet sich derzeit vor Gericht mit den Krankenkassen. Man habe am 29. Oktober Klage vor dem Sozialgericht eingereicht, sagt Stefan Haustein, beim DRK zuständig für die Krankentransporte. „Wenn wir uns nicht bis zum Ende des Jahres mit den Kassen auf ein kostendeckendes Entgelt einigen, müssen auch wir überlegen, ob wir diesen Dienst weiter anbieten.“

Andere Firmen kämpfen mit der Pleite. Nach Angaben des Berliner Verbandes der Privaten Krankentransportunternehmen haben in diesem Jahr bereits drei große Unternehmen Insolvenz angemeldet. Weiteren drohe das gleiche Schicksal, sagt der Verbandsvorsitzende Uwe Fleischer. „Anfang des Jahres waren in diesem Bereich in Berlin noch rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt – Ende des Jahres wird es noch knapp die Hälfte sein.“ Wegen der Gesundheitsreform, die den Krankenkassen die Übernahme der Krankentransportkosten nur noch in Ausnahmefällen gestattet, sei die Zahl der Transporte in Berlin von 700 000 im Jahr 2003 um 50 Prozent geschrumpft. Viele derjenigen Patienten, die für die Fahrt in die Klinik nicht einfach in den Bus steigen könnten, müssten den Krankentransport aus eigener Tasche zahlen, das sind 40 bis 60 Euro je Tour. Außerdem zahlten die Kassen seit Ende des vergangenen Jahres nur noch 48 Euro für die Fahrt. Dieses Honorar liege aber unter den tatsächlichen Kosten.

Eine Unterversorgung drohe in Berlin aber nicht, heißt es von den Krankenkassen. „In Berlin haben wir 68 Anbieter, die viermal so viele Krankentransporte abrechnen wie in anderen deutschen Großstädten“, sagt Gabriele Rähse, Sprecherin der Berliner AOK. Allerdings gebe es tatsächlicheinendeutlichen Rückgang bei den von den Kassen übernommenen Transporten. Um wie viel genau die Fahrten zurückgegangen sind, will die AOK jedoch nicht mitteilen. Man befinde sich mitten in den Entgeltverhandlungen mit den einzelnen Firmen.

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