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Berlin: Kredit-Kontrolle für die Katz

Banken-Untersuchungsausschuss: Ein Sachbearbeiter sagt aus

Von Sabine Beikler

Er versteht sich als „konservativer Banker“. Joachim Zeitz war mehr als 40 Jahre erst bei der Berliner Bank, dann im Kreditbüro der Bankgesellschaft und von 2000 bis 2002 bei der Berlin Hyp beschäftigt. Jetzt ist der 61-Jährige Vorruheständler und offensichtlich froh darüber, mit dem goldenen Handschlag verabschiedet worden zu sein. An seine letzten Arbeitsjahre hat er keine guten Erinnerungen. „Das Kreditbüro hatte keine Weisungskompetenz. Die Einflussmöglichkeiten waren gleich Null. Das war sehr deprimierend“, sagte Zeitz am vergangenen Freitag als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss zur Bankenaffäre. Und Entscheidungen von Bankchefs wie dem früheren Berlin Hyp-Chef Klaus Landowsky zu kritisieren, das hätte an „Majestätsbeleidigung“ gegrenzt. Landowsky hat in der Vergangenheit eine Einflussnahme auf die Kreditvergabe mehrfach abgestritten.

Joachim Zeitz saß zwischen zwei Stühlen. Als „Votierer“ im Kreditbüro musste er zwischen 1997 und 2000 Kreditvergaben der Teilbanken wie zum Beispiel der Immobilientochter IBG überprüfen, bevor diese von den Aufsichtsräten genehmigt wurden. Eine wichtige Aufgabe mit einem kleinen Schönheitsfehler: Hatten die Bankvorstände schon ihr Plazet für einen Kredit gegeben, dann gab es für einen Controller wie Zeitz keine Steuerungsmöglichkeit mehr. Seine Einwände wurden vom Tisch gewischt. „Das war alles für die Katz.“ Und wenn er „aufgemuckt“ hatte, hörte er, dass die Bankchefs „mich für blöd hielten“.

Viele Immobilienobjekte, die die IBG kaufte, um die aufgelegten Fonds zu „füllen“, nennt Zeitz „komisch“. Zum Beispiel Delmenhorster Hochhäuser oder Mietobjekte aus Bremerhaven, die vieles gemeinsam hatten: hohe Leerstände und unattraktive Lagen. Dass die Bank auch noch Mietgarantien über 25 Jahre für die Anleger gewährte, das mache doch kein „vernünftiger Kaufmann“, sagt Zeitz. Darüber habe man mit der Konzernspitze nicht reden können. „Was wollen Sie machen, wenn der Vorstand zustimmt, Wirtschaftsprüfer wie McKinsey ihren Stempel druntersetzen und das der Aufsichtsrat abnickt? Da können Sie nur ihren Hut nehmen.“

Für Frank Zimmermann (SPD), Vorsitzender des Untersuchungsausschusses, zeigt Zeitz’ Aussage exemplarisch, dass Ex-Bankvorstände wie Landowsky eine „erhebliche Verantwortung“ dafür tragen, dass der Konzern schlichtweg nicht gesteuert werden konnte.

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