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Berlin: Kreuz und quer durch die Stadt

Zugegeben, mehr als 20 000 Marathon-Läufer und Hunderttausende Zuschauer brauchen nun mal Platz. Also muß abgesperrt werden - in Berlin immer weiträumig.

Zugegeben, mehr als 20 000 Marathon-Läufer und Hunderttausende Zuschauer brauchen nun mal Platz. Also muß abgesperrt werden - in Berlin immer weiträumig. Was weiträumige Folgen hat. Für diejenigen zum Beispiel, die gestern Vormittag die Bushaltstelle Nordische Botschaften frequentieren wollten, um zur Arbeit in die Potsdamer Straße zu gelangen, war Laufen oder Taxi angesagt. Mit letzterem konnte man auch Pech haben. Wie eine New Yorkerin, die vorübergehend in der Uhlandstraße wohnt. Weinend rief sie mittags an. Da wollte sie nun das erste Mal in den letzten 50 Jahren in ihrer Heimatstadt zum 10-Uhr-Gottesdienst der Evangelischen Zwölf-Apostel-Gemeinde in der Kolonnenstraße, wo sie vergangene Woche ihre Mutter zur letzten Ruhe gebettet hatte, und dann war Marathon. Der Taxifahrer habe sich ja alle Mühe gegeben, auch andere Kollegen per Funk um Tipps und Hilfe gebeten - es ging reineweg nichts. Der Fußweg als letzter Ausweg fiel auch aus, da ihr Mann gehbehindert ist. Was blieb, war der traurige Rückzug in die Uhlandstraße - für 40 Mark. "Das nächste Mal komme ich im tiefsten Winter, wenn hier nichts, aber auch gar nichts auf den Straßen los ist", drohte die Amerikanerin ihrem eigentlich geliebten Berlin, "in New York werde ja auch bei Events abgesperrt, aber doch nicht gleich die halbe Stadt."

Andere, ortskundige Autofahrer, zu denen Taxifahrer eigentlich gehören sollten, fanden unterdessen trotz der großen Marathonschleife einige Wege durch die Stadt. Ohne Probleme ließ sich die Laufstrecke am Innsbrucker Platz kreuzen: Auf der Stadtautobahn tauchte man einfach unter den Läufern hindurch und war, je nach Richtung, drinnen oder draußen. Wenige Kilometer weiter im Süden ging es ebenfalls ohne Probleme quer zur Strecke weiter: Am Steglitzer "Bierpinsel" fuhr man ohne Probleme über die Läufer auf der Schloßstraße hinweg.

Die BVG zeigte sich wie zumeist bei Großereignissen ganz gelassen: Sonntag ist Sonntag, da schlägt der Takt eben langsamer. Irgendwann sind die Hundertausende, die an diesem Tag in der Stadt unterwegs waren, ja auch tatsächlich irgendwo angekommen. hema / lom

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