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Kreuzberg: Brunnen-Künstler soll zahlen

Die Freude am Pamukkale-Brunnen in Kreuzberg währte nicht lange. Kaum in Betrieb, musste er wegen Baufälligkeit gesperrt werden. Seit acht Jahren wird darum prozessiert, wer Schuld an dem Desaster ist. Jetzt ist wieder ein Urteil gesprochen worden - aber der Brunnen wird deshalb noch lange nicht plätschern.

Sechs Gutachten wurden in Auftrag gegeben, allein 50 000 Euro kosteten die Stellungnahmen der Sachverständigen. In dieser Zeit verfiel der Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park in Kreuzberg immer mehr. Jetzt hat das Berliner Kammergericht in letzter Instanz das Urteil des Berliner Landgerichts vom Oktober 2000 gegen den Gestalter des Brunnens, den Bildhauer Wigand Witting, bestätigt. Der Bildhauer soll nun rund 1,1 Millionen Euro Schadensersatz bezahlen.

Der Brunnen war im Jahr 1998 eröffnet und nach nur sechs Wochen wieder abgestellt worden, weil der Kalkstein bröckelte. Derzeit ist er wegen der Unfallgefahr notdürftig eingezäunt. Nach Ansicht des Gerichts hatte der Künstler einen ungeeigneten Stein für den Bau ausgewählt. In Fachkreisen sei bekannt, dass bei dem von Witting verwendeten portugiesischen Olith, einer porösen Kalksteinart, „hinsichtlich der Frostbeständigkeit große Skepsis“ angebracht sei, sagte der nunmehr sechste Gutachter bei der Verhandlung am Freitag. Der Bildhauer wandte dagegen ein, der Stein sei von der Brandenburgischen Materialprüfungsanstalt nicht beanstandet worden. Eine Revision ist nun nicht möglich – der Anwalt des Bildhauers, Iannis Lazos, behielt sich allerdings vor, beim Bundesgerichtshof Einspruch dagegen zu erheben.

Der Bezirk Kreuzberg und das Land Berlin haben mit dem Urteil zwar einen Sieg errungen, ob jetzt aber, wie vom Bezirk gewünscht, schnell mit der Reparatur des Brunnens begonnen werden kann, ist fraglich. Zu deutlich sind die Meinungsverschiedenheiten der Kontrahenten: Der Bildhauer hat das Urheberrecht am Brunnen und kann auch weiterhin die Arbeiten blockieren. Das Land Berlin wiederum lehnte einen Kompromissvorschlag des Gerichts, den Bildhauer mit der 850 000 Euro teuren Reparatur des Brunnens zu beauftragen und damit auch einen Teil seiner Schulden abzutragen, aufgrund „mangelnden Vertrauens“ ab. „Ich würde mich durchaus gerne daran beteiligen“, sagt hingegen der Künstler und sieht sich darin von der Anwohner-Bürgerinitiative Pamukkale Kreuzberg bestätigt.

Harald Olkus

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