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Ei, ei, ei. Ist Kreuzberg mittlerweile so weich, wie die Eier, die man dort isst?

© dpa

Kreuzberg: Gentrifizierung am Frühstückstisch

Sonntagmorgens lässt sich die Aufwertung des Graefe-Kiezes vorzüglich in den Cafés beobachten. Eine Glosse.

Klein, oval, weiß – und potentieller Auslöser für schlechte Stimmung am Sonntagmorgen. Das haben wir schon bei Loriot gelernt, als sich Hermann am Frühstückstisch über Bertas Kochkünste beschwert. „Das Ei ist hart“, plärrt er, aber die Dame des Hauses hält dagegen und alles endet in Chaos und Mordgelüsten. Was war zuerst da, das Ei oder die Ehekrise?

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Szenenwechsel: Eine Frühstücksrunde unter Freunden in einem gehypten Café im Kreuzberger Graefekiez. Einer der Gäste möchte zu seinem Avocadosandwich ein Ei und deutet auf die englischsprachige Karte: „Hier, so’n Bio Egg nehm’ ich noch.“ Wenige Minuten später bringt der Kellner – wie in diesen Berliner Breitengraden heute üblich – ein pochiertes, also ohne Schale gekochtes Ei, dessen Kern sich beim Aufschneiden in einer gelben Pfütze auf den Teller ergießt.

„Nee, mag ich nicht. Ein normales Ei, bitte.“ Der Kellner verschwindet und kehrt kurz darauf mit dem schalenlosen Weichei zurück. „Sorry, machen wir nicht.“ Kurzes verdutztes Schweigen in der Runde, die anderen schauen peinlich berührt auf ihre noch zarteren, bei niedriger Temperatur gegarten 60-Minuten-Eier. „Ihr könnt kein Ei kochen?“ Schulterzucken beim Kellner. Der Gast lenkt ein: „Na gut, gib’s her.“ Loriot hätte seinen Spaß gehabt.

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