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Kreuzberg: Viertel gegen freie Schule

Anwohnerinitiativen an der Bergmannstraße lehnen private Träger für eine Schule ab: Sie fürchten eine soziale Entmischung.

Seit Jahren gibt es eine Fluchtbewegung bildungsbewusster Kreuzberger Eltern: Raus aus dem Kiez, sobald die Kinder schulpflichtig werden. Lange wurde diese Tendenz ignoriert, zuletzt aber ist das Thema der mangelnden Akzeptanz der staatlichen Grundschulen auf die Tagesordnung von mehreren Anwohnerinitiativen gekommen, weil es im Bergmannstraßenkiez eine freie Schule geben soll. Sie wenden sich dagegen und fordern vom Bezirk, die weitere Entmischung der öffentlichen Schulen zu verhindern.

Allen voran hat sich der Mieterrat Chamissoplatz eingeschaltet. In einem offenen Brief an das Bezirksamt fordert er, die „Separation der Kinder mit Migrationshintergrund“ zu verhindern. Deshalb dürften keine weiteren freien Schulen genehmigt werden – zumindest keine konfessionsgebundenen und keine, die die Aufnahme „vom Geldbeutel“ abhängig machen.

Allerdings werden in dieser Gegend in absehbarer Zeit Schulplätze fehlen – wenn auch nicht genug, um die Eröffnung einer kompletten neuen staatlichen Schule zu rechtfertigen. Daher will das Bezirksamt noch in diesem Jahr entscheiden, wer den Zuschlag für das Gebäude der ehemaligen Rosegger-Grundschule in der Bergmannstraße bekommen soll.

Laut Bildungsstadträtin Monika Herrmann (Grüne) gibt es vier Bewerber: Neben einer evangelischen Elterninitiative ist dies der türkisch geprägte Träger „Tüdesb“, der Verein Kappe e.V. und der Internationale Bund, der bisher in Berlin nicht als Schulträger tätig ist.

Herrmann steht den Ambitionen der freien Schulen ähnlich skeptisch gegenüber wie die Nachbarschaftsinitiativen: Sie fürchtet, dass den öffentlichen Schulen weitere Kinder verloren gehen, die gut Deutsch sprechen und deren Familien einen gewissen Bildungsanspruch haben.

Die Anlieger wollen nun Einfluss nehmen, bevor es zu spät ist. Deshalb gibt es den offenen Brief des Mieterrates und am 11. November die Diskussion „Kreuzberger Bildung ohne Zukunft?“. Dort sollen Herrmann, Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) und ein Vertreter der Bildungsverwaltung sagen, wie es weitergehen soll mit der Bildungs- und Integrationspolitik in Kreuzberg. Vier Tage zuvor geht es in eine ganz andere Richtung: Am 7. November wirbt die Familienservice GmbH für freie Schulen, die es schaffen, Mittelschichtseltern im Kiez zu halten und zwar mit dem Bildungsmodell „Global Education. Kreuzberger Rektoren diskutieren mit. Susanne Vieth-Entus

7. 11., 16 Uhr, Flottwellstraße 4-5, Tiergarten; 11. 11. , 19.30 Uhr, Passionskirche am Marheinekeplatz, Kreuzberg

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