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Berlin: Kreuzberger Ängste vor Autobahn durch Friedrichshainer Kiez Bezirksverordnete von Friedrichshain-Kreuzberg

befürchten, dass Zubringer zum Autobahnneubau führt

Von Christoph Villinger

und Klaus Kurpjuweit

Durch die in den letzten Monaten konkret gewordenen Planungen der Bebauung des nördlichen Spreeufers, wo die AnschutzGruppe ein neues Stadtquartier mit einer Sport- und Veranstaltungshalle im Mittelpunkt bauen will, bekommt auch die Debatte um die Verkehrsführung in diesem Bereich neue Relevanz.

Auf Initiative der SPD-Fraktion forderten die Bezirksverordneten von Friedrichshain-Kreuzberg jetzt mit großer Mehrheit das Bezirksamt auf, den Flächennutzungsplan zu ändern. Beim zuständigen Senator für Stadtentwicklung hält man einen Weiterbau des Stadtrings Süd über den Treptower Park hinaus nach Norden „weder für notwendig noch für vernünftig“, so Sprecherin Petra Reetz. Allerdings gebe es einen Planungsvorbehalt. „Rein theoretisch sollen die Trassen im Flächennutzungsplan freigehalten werden.“ Sonst nehme man nachfolgenden Generationen eine Chance weg.

Auch ein Referent der für die Autobahnplanungen in Berlin und Brandenburg zuständigen Abteilung im Bundesverkehrsministerium kann sich nicht vorstellen, dass es im Augenblick Mittel für den Weiterbau der A 100 bis zur Frankfurter Allee gebe. Dies sei eine „langwierige, visionäre Geschichte und im Moment ist kein Geld da“. Zurzeit sei die Finanzierung der Strecke nach Schönefeld angesagt. „Nach Norden gibt es nur einen provisorischen Anschluss bis zur Grenzallee.“ Wie allerdings die Verhandlungen um die Gelder des neuen Bundesverkehrswegeplans im Jahr 2003 ausgehen, „wissen wir auch noch nicht“.

Gleichzeitig mit der Autobahn lehnte die BVV auch die Planung einer südlich der Bahngleise zwischen der Mühlenstraße in der Nähe der Warschauer Brücke und dem Ostkreuz verlaufenden vierspurigen „übergeordneten Hauptstraße“ ab. „Im Augenblick sehen die Entwürfe nach einem Autobahnzubringer zum Ostkreuz aus“, sagt Clemens Teschendorf von der SPD, „doch wir wollen keine Fakten schaffen, die dann die Autobahn notwendig machen.“ Grundsätzlich würde eine Straße südlich der Bahngleise „schon Sinn machen“, aber nur, wenn dafür die Mühlenstraße und Stralauer Allee zurückgebaut werden. Auch Baustadtrat Schulz drängt bei den Verkehrsplanungen am nördlichen Spreeufer auf „ein Koppelungsgeschäft“. Er will der neuen Hauptstraße nur bei gleichzeitigem Rückbau der Stralauer Allee zustimmen. Aber eine große Straße müsse es geben, denn „die vorhandenen Verkehrsströme müssen auch irgendwo hingeleitet werden“.

Die Konzentration des Verkehrs auf eine neue Straße südlich der Bahngleise würde auch verhindern, dass der Rudolfkiez, nördlich der Stralauer Allee zwischen Warschauer Brücke und Markgrafendamm gelegen, von vier Seiten durch mehrspurige Straßen in die Zange genommen wird. „Dies kann tödlich werden für das Quartier“, befürchtet Schulz. „Dabei kann man das Viertel durch einen Rückbau der Stralauer Allee von sechs auf zwei Spuren schön an das Wasser der Spree anbinden.“Der von der geplanten Autobahn-Verlängerung durch Neukölln und Treptow ausgehende Lärm wird größer werden als geplant. Der Bund hat Abstriche an dem Projekt gemacht und vom Senat vorgesehene Tunnelabschnitte gestrichen. Stattdessen soll die Trasse vom Dreieck Neukölln Richtung Ostkreuz und weiter zur Frankfurter Allee zum großen Teil oberirdisch angelegt werden. Berlin versuche aber weiter, die Trasse abzudecken, sagte der Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung, Joachim Günther. Frühestens 2008 werde dieser Abschnitt in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Derzeit läuft das Änderungsverfahren zum Flächennutzungsplan.

Nach Ansicht des Verkehrsexperten der Grünen, Michael Cramer, gefährdet der Verzicht auf den Tunnel die Erweiterungspläne des Estrel-Hotels. Auch das westlich des S-Bahn-Rings liegende Wohnviertel würde die Auswirkungen der Autobahn zu spüren bekommen. Bereits beim Bau der Teltowkanal-Autobahn, der derzeit erfolgt, hatten Anwohner vergeblich auf Tunnel gehofft, die den Lärm der Autos nicht zu den Häusern hätten dringen lassen. Die Anwohner müssen sich mit Lärmschutzwänden begnügen, die immerhin nach einer Klage nachgebessert worden sind.

In den vergangenen Jahren wurde der Stadtring Süd bis zur Neuköllner Buschkrugallee verlängert. Im Augenblick wird am Abschnitt bis zum Neuköllner Dreieck gebaut.

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