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Berlin: Kreuzberger Traube bekommt Konkurrenz: der jüngste Berliner Bezirk hofft auf einen guten Jahrgang

Mitten im Neubaugebiet wachsen Reben: genau 50 Stück, die voriges Jahr an der Südwestseite des Mühlenberges in die Erde gebracht wurden. Noch hängen allerdings keine Trauben an den dünnen Pflanzen, die eine Kreuzung aus Silvaner und Riesling mit Müller-Thurgau sind.

Mitten im Neubaugebiet wachsen Reben: genau 50 Stück, die voriges Jahr an der Südwestseite des Mühlenberges in die Erde gebracht wurden. Noch hängen allerdings keine Trauben an den dünnen Pflanzen, die eine Kreuzung aus Silvaner und Riesling mit Müller-Thurgau sind. Doch der Mitinitiator und Hobbywinzer Andreas Gebhardt ist davon überzeugt, dass es 2003 die erste Ernte und dann natürlich den ersten "Mühlenwein" geben könnte. So deutet der Fachmann jedenfalls den derzeitigen Zustand der Reben. "Man braucht natürlich ein wenig Geduld", sagt der Marzahner.

Nach Kreuzberg, Schöneberg, Wilmersdorf, Wedding und Neukölln ist Marzahn der erste Ostbezirk mit eigenen Reben. Prenzlauer Berg hat inzwischen nachgezogen und an der Mendelssohnstraße 40 Pflanzen in die Erde gebracht. "Aus Tradition", wie aus dem Naturschutz- und Grünflächenamt zu erfahren ist. Doch ans Keltern denken dort nicht. "Da würde doch viel zu wenig Wein entstehen."

In Marzahn versucht man dagegen, den Weinanbau professionell zu betreiben. Der Mühlenberg, auf dem ganz oben die historische Bockwindmühle steht, ist eingezäunt, und Neugierige können die Reben nur von Weitem beobachten. Derzeit kümmert sich Müller Jürgen Wolf um die Pflanzen. "Er tut bestimmt sein Bestes", meint Gebhardt, "doch ein Müller ist nun mal kein Winzer". So hätte Gebhardt nämlich, wenn er gekonnt hätte, bei der Pflege der Weinpflanzen einiges anders gemacht: Sie gespritzt, regelmäßig ausgegeizt und an einigen Stellen anders wachsen lassen. Das hat er auch dem Marzahner Naturschutz- und Grünflächenamt (NGA) mitgeteilt und sich um einen Pflegevertrag bemüht. Bislang allerdings vergebens. Nun hat er den Eindruck, dass dieses "Kompetenzgerangel" womöglich dem Wein schaden könnte. Aber Gebhardt will am Ball bleiben und sich wieder um ein Gespräch mit dem NGA und dem Bürgermeister bemühen. Aus seiner Sicht könne man das ungefähr 50 Quadratmeter große Feld "viel besser vermarkten": Schulklassen hindurchführen und ihnen Weinutensilien zeigen, sagt der Hobbywinzer.

Wie viele Flaschen Weißwein nach der ersten Ernte einmal gefüllt werden, ist noch völlig offen. Experten gehen davon aus, dass für eine 0,7-Liter-Flasche 2,5 Kilogramm Wein erforderlich sind. Fällt der Ertrag zu gering aus, müsste gestreckt werden, so wie es auch in den anderen Wein-Bezirken üblich ist. Übrigens ist der Anbau in Berlin gar nicht so neu: Vor rund 400 Jahren gab es an der Spree annähernd 100 Weinberge.

bey

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