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Kriminalität: Berlin ist Zentrum der Russenmafia

Neben New York und London ist die deutsche Hauptstadt wichtigster Standort für organisiertes Verbrechen. Die Russenmafia ist vor allem bei Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität, Autoverschiebung und Menschenhandel aktiv.

Berlin ist neben London und New York eines der drei Zentren der russischen Mafia. Dies bestätigte der Leiter der Abteilung „Organisierte Kriminalität“ beim Landeskriminalamt, Bernd Finger, dem Tagesspiegel. Er betonte jedoch, dass Berlin „nicht direkt Funktionsebene, sondern eine Zwischenplattform zwischen Europa und dem restlichen Ausland“ sei.

Die Russenmafia sei vor allem in der Organisierten Kriminalität (OK) bei Straftaten wie Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität, Autoverschiebung und Menschenhandel aktiv. Laut Finger habe es in Berlin im vorigen Jahr 68 OK-Komplexe, die mehr als 1000 Strafverfahren beinhalten, gegeben. Mehr als zehn Prozent der Verfahren entfielen dabei auf Mitglieder der russischen Mafia. Wie viele Mitglieder die Russenmafia in Berlin hat, wollte der Finger aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.

Er betonte zudem, dass die Polizei nicht von „Russenmafia“, sondern von der „organisierten Kriminalität der Straftäter aus osteuropäischen Staaten“ sprechen. Der Begriff „Mafia“ sei der italienischen organisierten Kriminalität zuzurechnen. Der Unterschied sei, dass die russischen Banden im Gegensatz zur italienischen Mafia weder lokal noch familiär strukturiert seien. Die Russen operierten international und rein betriebswirtschaftlich. Wie der Chefermittler schilderte, seien vor allem Metropolen von der OK betroffen. Seit dem Fall der Mauer liege Berlin im Zentrum zwischen Ost und West. Innerhalb einer Stunde habe man Diebesgut im Ausland, zum Beispiel in Polen. Die LKA-Ermittler unterteilen die kriminellen Aktivitäten der russischen Mafia grob in drei Ligen: Obere Liga (Geldwäsche), mittlere Liga (Prostitution und Menschenhandel) sowie die untere Liga (Autoklau).

Beim Autodiebstahl arbeiteten die Täter „nach Bestellung“: Sie führen die Straßen ab, bis sie das gesuchte Fahrzeug fänden. Innerhalb weniger Minuten schafften sie es, dies zu entwenden. Besonders begehrt seien derzeit Modelle wie der BMW X5 oder ein Porsche Cayenne. Generell seien hochmotorisierte Geländewagen beliebt. Die modernen Autos knackten die Kriminellen oft mit hochwertiger Software, die teilweise direkt vom Hersteller gestohlen und kopiert wird. Anschließend werden die gestohlenen Fahrzeuge zu Zwischenhändlern nach Litauen, Polen, Tschechien oder Slowenien verschoben. Und von dort aus ins Auftragsland – Russland oder auch asiatische Länder.

Das Charakteristische für die Struktur der kriminellen russischen Banden sei, dass sie sich „abschotten, arbeitsteilig arbeiten und organisiert vorgehen“, erzählte ein Kripo-Ermittler dem Tagesspiegel. Ziel sei es, illegal erworbenes Geld, das unter anderem aus Prostitution oder dem Drogenhandel stammt, reinzuwaschen – beispielsweise über Kneipen oder den Autohandel. Die Anführer der Banden stellten sich als Geschäftsmänner dar – mit dem Ziel, nicht groß aufzufallen. Mit Geld, Schmuck und großen Autos protzten dagegen eher die kleineren Handlanger. Tanja Buntrock

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