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Kriminalität: Elf Jahre nach Mord in Berlin: Verdächtiger festgenommen

Mehr als elf Jahre nach einem Mord in Berlin ist ein 36-jähriger Türke unter dringendem Tatverdacht festgenommen worden.

Berlin/München (10.09.2005, 19:07 Uhr) - Der Mann wurde am Samstag um 17.45 Uhr bei der Einreise nach Deutschland auf dem Münchner Flughafen von Zielfahndern gestellt, wie die Polizei mitteilte. Ihm wird zur Last gelegt, im Januar 1994 aus Eifersucht seine 17-jährige Ex-Freundin getötet zu haben. Die vergangenen Jahre soll der Türke, der mit einer Deutschen verheiratet ist, in der Nähe der Urlauberhochburg Antalya verbracht haben.

Der 36-Jährige landete am Samstagnachmittag an Bord einer Maschine der Turkish Airlines aus Istanbul in München und wurde dann sofort von der Polizei in Empfang genommen. Nach Angaben eines Polizeisprechers leistete er keinen Widerstand.

Die Aktion wäre allerdings fast noch in letzter Minute durch eine Panne gescheitert. Die Pressestelle der Berliner Polizei vermeldete die Festnahme am Freitagabend einen Tag zu früh, als der mutmaßliche Mörder noch in der Türkei saß: Ein Mitarbeiter hatte aus Versehen eine bereits vorbereitete Meldung verschickt, die eigentlich erst am Samstagabend an die Öffentlichkeit gegeben werden sollte. Die Meldung wurde dann aber von den meisten Medien nicht veröffentlicht, um die Festnahme nicht zu gefährden.

Der Mord im Berliner Stadtteil Wedding hatte Mitte der 90er Jahre für Schlagzeilen gesorgt. Das Mädchen war am 12. Januar 1994 von einem Treffen mit dem Ex-Freund nicht mehr zurückkehrt. Die Mutter erstattete dann Vermisstenanzeige. Am 1. Februar meldete sich der Türke bei ihr telefonisch und teilte mit, dass sich das Mädchen in einem Keller in der Sprengelstraße befinde. Dort wurde dann die Leiche der 17-Jährigen entdeckt.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte sich der Verdächtige zu diesem Zeitpunkt bereits ins Ausland abgesetzt. Den Kontakt zu seiner in Deutschland lebenden Ex-Frau und seinem Kind brach er ab. Sein Aufenthaltsort blieb trotz europaweiter Suche und internationalem Haftbefehl lange Zeit unbekannt. Erst im vergangenen Jahr stießen die Ermittler dann auf seine Spur. Der Mann hielt in der Nähe von Alanya auf und war mit einer deutschen Kindergärtnerin liiert, die er inzwischen geheiratet hat. Jetzt wollte er seine in München lebende Frau besuchen.

Die Panne in der Pressestelle erklärte die Polizei mit einem «menschlichen Fehler». «Das ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten», gab ein Sprecher zu. Zugleich dankte er den Medien dafür, dass die Meldung nicht bereits vor der Festnahme veröffentlicht wurde. Ansonsten hätte der Mann gewarnt sein können. (tso)

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