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© Doris Spiekermann-Klaas

Kriminalität: Hasenheide: Mit den Dealern kommt die Angst

In der Hasenheide eskalierten in den vergangenen Tagen Konflikte unter Drogenhändlern. Jetzt gibt es mehr Einsätze der Polizei – doch die Parkbesucher sind verunsichert.

Jogger schnaufen, Mütter und Väter schieben Kinderwagen und auf einer der großen Wiesen sonnen sich diejenigen, die sich dieses Vergnügen am Vormittag zeitlich leisten können – auf den ersten Blick scheint alles zu sein wie immer im Neuköllner Volkspark Hasenheide. Und doch ist etwas anders seit Mitte dieser Woche. Zwar lungern auch noch die afrikanischen Drogendealer herum, um ihr Marihuana anzupreisen, allerdings sind es deutlich weniger als sonst.

Der Kampf ums Revier der Drogendealer ist in den vergangenen Tagen erneut eskaliert. Auf der einen Seite Schwarzafrikaner, auf der anderen Araber. Zur ersten Massenschlägerei war es am 13. Mai gekommen: 20 Afrikaner stürmten mit einem Schlagstock auf zwei arabische Männer los und schlugen auf sie ein. Danach flüchteten die Angreifer. Am vorigen Montag dann der nächste Vorfall: Diesmal waren die Schwarzafrikaner mit Fahrradketten, Messern, Schwertern und Macheten bewaffnet und prügelten zunächst an der Hasenheide Ecke Graefestraße auf zwei Araber ein. Fast zeitgleich griff an der Spielhalle gegenüber dem Volkspark eine andere Gruppe einen 26-jährigen Araber an. Er wurde mit einem Messerstich am Arm verletzt. Wieder konnten die Angreifer flüchten, bevor die Polizei eintraf.

„Wir können nur vermuten, dass es hier um ,Revierstreitigkeiten’ zwischen den verschiedenen Drogendealern geht“, sagt Steffen Dopichay, der Leiter des zuständigen Polizeiabschnitts 55. Bei der Befragung der Opfer, die bislang nur leichte Verletzungen erlitten hatten, bekamen die Beamten nicht viel heraus.

Doch die Erklärung der Vorfälle mit „Revierstreitigkeiten“ liegt nahe. Seit Jahren haben sich die Drogenhändler, Asylbewerber aus Afrika und arabischstämmige Männer, den 50 Hektar großen Park zum Drogen-Verkauf aufgeteilt. Das Naherholungsgebiet gilt als einer der Drogenschwerpunkte der Stadt.

Das Problem ist seit Jahren bekannt: Zwar kontrolliert die Polizei den Park regelmäßig – mit Beamten in Uniform und in Zivil – doch selten gelingt es ihnen, die Dealer festzunehmen. Das Problem: Sie haben nur geringe Mengen Drogen bei sich. Den Rest bunkern sie in Erdlöchern in den Büschen. Werden sie von der Polizei kontrolliert, reicht es allenfalls für einen Platzverweis. Denn nie haben die Händler mehr als sechs Gramm Haschisch bei sich. Das ist zwar auch strafbar, doch ein Verfahren wird bei einer so geringen Menge von der Justiz eingestellt.

Nach den Massenschlägereien hat die Polizei ihren Einsatz in der Hasenheide verstärkt: „Täglich fahren wir nun Sondereinsätze“, sagt Dopichay. Auch mit Drogenspürhunden waren die Beamten kürzlich im Einsatz. Dabei haben sie im Unterholz auch allerlei Messer, Schwerter und Schlagstöcke sichergestellt. Die hatten die Dealer dort offenbar versteckt, um sich für die nächste Attacke zu bewaffnen.

Die Erzieherinnen, die mit ihren Kita-Kindern auf dem Märchenspielplatz im Park toben, machen sich Sorgen. „Bislang haben wir von den Dealern ja nicht viel mitbekommen“, sagt eine der Frauen. „Doch man hat ja Angst, dass man irgendwann aus Versehen in so eine Massenschlägerei gerät.“ Ihre Kollegin nickt. „Gerade die Eltern unserer ausländischen Kinder sind sehr ängstlich, wenn sie hören, dass wir mit den Kindern in der Hasenheide sind.“ Sie müsse dann „Überzeugungsarbeit“ leisten, um klar zu machen, wie schön der Park sei. Doch die Vorfälle der vergangenen Tage machten alles wieder zunichte.

Die Polizei sieht das Problem gelassener. Durch ihre Sondereinsätze seien nun viel weniger Händler im Park. „Wir gehen auch davon aus, dass sich durch unsere verstärkten Einsätze die Lage in einigen Tagen wieder beruhigt“, sagt der Abschnittsleiter. Ob das dann aber so bleibt, bezweifeln die Besucher des Parks.

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