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Kriminalität: Taskforce gegen junge Straftäter

Der Berliner Senat startet ein Projekt zur Gewaltprävention. Im Blick hat er dabei Kinder, die schon mehrfach aufgefallen sind. In zwei Bezirken werden Fallmanager eingesetzt.

In Berlin wird es ein neues Projekt zur Prävention von Gewalt und Kriminalität bei minderjährigen Tätern geben. So sollen künftig in zwei Bezirken, nämlich Tempelhof-Schöneberg und Neukölln, jeweils zwei Sozialarbeiter sofort nach der Tat als Fallmanager tätig werden, sich schnell um Kinder und Eltern kümmern sowie alle beteiligten Behörden besser vernetzen. Die Treberhilfe Berlin wird als freier Träger diese neue "Task Force für offensive Pädagogik" mit dem Projekttitel "Stop" stellen. Berliner Jugendexperten forderten am Sonntag, das Modellprojekt bei Erfolg auf alle Bezirke – und auf die Jugendämter zu übertragen.

Derzeit sind die Bezirksbehörden, wie berichtet, mit den ständig steigenden Aufgaben beim Kinderschutz, aber auch dem Umgang mit jugendlichen Strafttätern wegen Personalmangels vielfach überfordert. Hier setzt das neue Projekt der gemeinnützigen Gesellschaft Treberhilfe an. Bei dem neuen Projekt "Stop" steht die Abkürzung für "Mobiles Sofort-Interventionsteam der Jugendhilfe für minderjährige 'Schwellentäter' von 13 bis 15 Jahren". Der Senat finanziert "Stop" über die Projektzeit von zwei Jahren mit jeweils 200.000 Euro im Jahr. Die Senatsbildungsverwaltung unterstützt das Konzept "als einen weiteren Baustein in der Gesamtkonzeption zur Gewaltprävention": Durch die schnelle Intervention nach sechs Straftaten soll eine weitere kriminelle Karriere der jungen Täter früh unterbrochen werden.

So sollen die Sozialarbeiter die Kinder und Jugendlichen beispielsweise während der Freizeit auch abends betreuen, Hilfemöglichkeiten aufzeigen, den Schulbesuch überprüfen sowie unverzüglich auf die Eltern einwirken. Laut Bildungsverwaltung geht die Finanzierung des Projektes zurück auf einen Antrag der SPD- und der Linksfraktion.

Sozialarbeiter sollen türkischer oder arabischer Herkunft sein

Nach Angaben von Justiz und Polizei gibt es in Berlin derzeit rund 170 sogenannte Schwellentäter. Zumeist sind das männliche Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund – deswegen sollen die Stellen auch mit Sozialarbeitern besetzt werden, die selbst beispielsweise türkischer oder arabischer Herkunft sind. Sie kennen sich aus mit den Gepflogenheiten der jeweiligen Kulturen und können erfahrungsgemäß besser auf die Eltern einwirken, heißt es im Konzept der Treberhilfe.

"Dieses Projekt ist uns ein ganz wichtiges Anliegen, weil es wichtig ist, möglichst frühzeitig einzugreifen", sagte FDP-Abgeordneter Björn Matthias Jotzo am Sonntag. Erfahrungsgemäß zögen Jugendamt, Familiengericht, Schule und Elternhaus zu wenig an einem Strang, durch eine bessere Vernetzung solle sich dies nun verändern. Ausgebaut werden müsste zudem das Projekt "Gelbe Karte", bei dem junge Täter sofort nach der Tat Konsequenzen spüren würden, aber ein Lösungsweg außerhalb des Gerichts gesucht werden.

Der Sicherheitsexperte der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Peter Trapp, forderte gestern, das Modellprojekt bei Erfolg schnellstmöglich berlinweit auszubauen.

Annette Kögel

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