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Kriminalitätsatlas Berlin: Im Regierungsviertel und am Ku'damm ist es am gefährlichsten

Im Regierungsviertel schlagen Kriminelle sechsmal häufiger zu als im Berliner Durchschnitt. Auch am Ku’damm und in Teilen von Tiergarten, Moabit und Kreuzberg gibt es besonders viele Straftaten.

Die Berliner Polizei trägt alle zwei Jahre Zahlen und Fakten zur Kriminalitätsbelastung öffentlicher Räume zusammen – Ergebnis ist der sogenannte „Kriminalitätsatlas“, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Aufgeschlüsselt nach den zwölf Bezirken und nochmals unterteilt in insgesamt 138 sogenannte „Bezirksregionen“ soll der Grad der Gefährdung durch Kriminelle in den verschiedenen Teilen der Hauptstadt abgebildet werden. Entscheidender Wert für den Vergleich ist dabei die sogenannte „Häufigkeitszahl“ – die durchschnittliche Anzahl von Straftaten hochgerechnet auf 100000 Bürger.

Datengrundlage des „Kriminalitätsatlas“ ist dabei die Polizeiliche Kriminalstatistik, deren Kurzfassung schon Ende Februar von Polizeipräsident Klaus Kandt und Innensenator Frank Henkel (CDU) vorgestellt worden war. Die vollständige Version der Kriminalstatistik 2015 kann ebenfalls seit Donnerstag auf der Homepage der Polizei eingesehen werden.

Mitte gefährlich, Steglitz-Zehlendorf sicher

In den Innenstadtbezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, Opfer einer Straftat zu werden.

Mitte führt die Statistik mit einer Häufigkeitszahl von 26.957 Straftaten auf 100 000 Einwohner knapp vor Friedrichshain-Kreuzberg (24.317) an; mit einigem Abstand folgt Charlottenburg-Wilmersdorf (17.293). Den stärksten Zuwachs bei den Häufigkeitszahlen hatte allerdings Pankow zu verzeichnen: Hier stieg die Wahrscheinlichkeit für eine Straftat im Jahresvergleich um 9,1 Prozent auf den Wert von 11.423 Taten je 100000 Einwohner an.

Am sichersten dürfen sich die Bewohner von Lichtenberg (9 461), Marzahn-Hellersdorf (9 041) und vor allem Steglitz-Zehlendorf (8 449) fühlen: Während die Kriminalitätsbelastung im Berliner Südwesten im Jahresvergleich stagnierte, ging sie in den beiden östlichen Bezirken sogar um einige Prozentpunkte zurück.

Dazwischen liegen Treptow-Köpenick (9623), Spandau (11.398), Pankow: (11.423), Reinickendorf (12083), Tempelhof-Schöneberg (12.298), Neukölln (14.406).

Im Berliner Durchschnitt liegt die Häufigkeitszahl bei rund 16.000 Delikten auf jeweils 100.000 Einwohner.

Eine Unterteilung wäre wünschenswert gewesen, anstatt die Sicherheit der Bürger anhand absoluter Zahlen zu bewerten, die jede Art von Straftat darstellen können. 1000 kiffende Kiddies halte ich für meine persönliche Sicherheit für weitaus weniger kritisch, als einen einzelnen Raubmord.

schreibt NutzerIn pressekritiker2

Große Unterschiede zwischen den Quartieren

Auch innerhalb der Bezirke gibt es große Unterschiede in der Kriminalitätsbelastung: So ist die Wahrscheinlichkeit, im Kiez um die Wiesbadener Straße Opfer einer Straftat zu werden, zehn Mal niedriger als am Kurfürstendamm, obwohl beide Straßenzüge in Charlottenburg-Wilmersdorf liegen. Um diese Unterschiede deutlich zu machen, wurden die Bezirke von der Polizei in sogenannte „Bezirksregionen“ aufgeschlüsselt.

Die Ursachen für eine erhöhte Kriminalitätsbelastung sind vielfältig: Dazu zählen die touristische Attraktivität einer Gegend, das Vorhandensein von Einkaufsmöglichkeiten – dies lockt Ladendiebe an –, die Nähe zu Veranstaltungsorten und Naherholungsgebieten sowie die Lage im öffentlichen Nahverkehr. Vor allem an den großen Umsteigebahnhöfen schlagen Taschendiebe im Gedränge zu, auch werden viele Fahrräder an den Bahnhöfen gestohlen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Sozialstruktur der Gegend.

Viele Kriminelle im Regierungsviertel

Folgerichtig liegen die Kriminalitätsschwerpunkte Berlins hauptsächlich im Stadtzentrum entlang der Sehenswürdigkeiten, an Shopping- und an Partymeilen. Im Regierungsviertel sind dabei besonders viele Kriminelle unterwegs; hier liegt die Häufigkeitszahl bei 90 000 Straftaten auf 100 000 Einwohner. Rings ums Kanzleramt werden also fast sechs mal mehr Straftaten verübt als im Berliner Durchschnitt.

Am berüchtigten Alexanderplatz in Mitte wurden 45 000 Straftaten auf 100 000 Einwohner gezählt. Die Polizei erklärt diese massive Häufung damit, dass viele Touristen auch entsprechend viele Kriminelle, vor allem Taschendiebe, anziehen würden. „In diesem Gebiet befindet sich ein Großteil der touristischen Hauptziele Berlins, beispielhaft seien das Brandenburger Tor, der Boulevard Unter den Linden, der Hackesche Markt, der Gendarmenmarkt und der Fernsehturm genannt“, so die Polizei.

Neben diesen Hotspots seien auch der Bahnhof Friedrichstraße und das Scheunenviertel von Verbrechern bevorzugte Gebiete in Mitte. Diebstahlsdelikte machten im Jahr 2015 rund 47 Prozent der berlinweit gezählten 570 000 Straftaten aus.

City West: Hardenbergplatz und Breitscheidplatz als kriminelle Hotspots

Neben dem Regierungsviertel ist auch die City West und ganz besonders der Kurfürstendamm in Charlottenburg außergewöhnlich stark von Kriminalität belastet. Hier wurden eine Häufigkeitszahl von rund 69000 Straftaten je 100 000 Bewohner errechnet.

Der Boulevard mit seinen Kaufhäusern und Nachtlokalen sei ebenfalls ein „Anziehungspunkt für Touristinnen und Touristen“, wobei vor allem der Hardenbergplatz und der Breitscheidplatz von Kriminellen heimgesucht werden: Mehr als die Hälfte der Straftaten am Kurfürstendamm wurde an diesen Plätzen registriert.

In der Bezirksregion Tiergarten Süd wurde eine Häufigkeitszahl von fast 40000 Straftaten auf 100000 Einwohner verzeichnet – hier liegen die Straße des 17. Juni mit ihren zahlreichen Großveranstaltungen, der Große Tiergarten und der Potsdamer Platz.

Auch die Bezirksregion Moabit Ost weist mit 38120 Straftaten auf 100 000 Einwohner eine starke Kriminalitätsbelastung auf, im Jahresvergleich stieg sie nach Polizeiangaben um rund 30 Prozent. Neben Taschendiebstahl am Hauptbahnhof sieht die Polizei den Grund dafür in den chaotischen Zuständen, die 2015 während der Flüchtlingskrise am Lageso in der Turmstraße herrschten. Neben ausländerrechtlichen Verstößen hätten „Diebstahlsdelikte und Körperverletzungen in Moabit Ost deutlich zugenommen, wobei eine nicht unerhebliche Anzahl dieser Delikte in den Bereich des Landesamts für Gesundheit und Soziales fällt“, hieß es.

Kreuzberg: Starker Anstieg bei Drogendelikten

In Friedrichshain-Kreuzberg ist vor allem die nördliche Luisenstadt stark von Kriminalität belastet. Hier – zwischen Oranienplatz und Kottbusser Tor, Görlitzer Park und Wrangelkiez – stieg die Kriminalitätsbelastung zwischen 2013 und 2015 um 43,5 Prozent auf rund 35 500 Straftaten je 100 000 Einwohner. Es handele sich überwiegend um „Diebstahlsdelikte, Körperverletzungen, Rauschgiftdelikte und Beförderungserschleichungen“, so die Polizei. So stieg die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte um mehr als 80 Prozent.

Alle Daten und Zahlen des Berliner Kriminalitätsatlasses finden Sie hier.

Politisch motivierte Taten gehen zurück

Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität zählte die Berliner Polizei im letzten Jahr insgesamt 3770 Taten. Dies entspricht einem Rückgang von drei Prozent im Vergleich zum Jahr 2014, als 3897 Delikte registriert worden waren. 1655 Taten und damit knapp die Hälfte hatten einen rechtsextremistischen Hintergrund, ein Anstieg von sechs Prozent; für 1059 Taten waren Linksextremisten verantwortlich (minus 23 Prozent, jeweils im Vergleich zu 2014). Die weiteren Fälle entfallen auf die sogenannte politisch motivierte Ausländerkriminalität oder konnten nicht zugeordnet werden.

Gewalt von Rechts: Anstieg um 32 Prozent

Auch die Zahl politisch motivierter Gewaltdelikte ging insgesamt zurück, von 796 Taten im Jahr 2014 sank diese Zahl auf 693 Fälle im Jahr 2015 (minus 13 Prozent). Für 361 Gewalttaten sind Linksextremisten verantwortlich, auch wenn die Zahl im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückging. Die Polizei zählte 143 Gewaltdelikte von Rechtsextremisten, im Vorjahr waren es noch 108 (plus 32 Prozent). Davon „waren vor allem Personen betroffen, die aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes eine mutmaßlich fremde Herkunft bzw. einen Einwanderungshintergrund aufwiesen“, so die Polizei.

Alle Daten und Zahlen der Berliner Polizei zur Kriminalität in der Hauptstadt finden Sie hier.

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