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Berlin: Krimineller aus der Haft in die Türkei abgeschoben

Großer Erfolg der Polizei: Fahnder ermittelten wahren Namen und Staatsangehörigkeit des angeblich staatenlosen Straftäters

Seine kriminelle Karriere machte der Kurde in Berlin unter dem Namen Sami El-Z. Abgeschoben wurde er am Donnerstag unter seinem wahren Namen: Sami U. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei holte den 20-Jährigen aus der Haftanstalt Tegel und brachte ihn zur Maschine nach Istanbul. Der 1983 geborene Sami ist ein Bruder des bei der Polizei als führende Unterweltgröße geltenden Mohaiddine Al-Z., dem „Präsidenten“. Sein wahrer Name und Staatsangehörigkeit wurden Sami U. von einer eigens dazu geschaffenen Spezialeinheit der Polizei nachgewiesen, der „GE Ident“: 1990 war die Familie mit dem damals Siebenjährigen illegal nach Deutschland eingereist und erhielt hier Asyl. Die türkischen Pässe wurden an der Grenze weggeworfen. Der Trick ist simpel, denn in Deutschland dürfen „staatenlose“ Kurden nicht in den Libanon abgeschoben werden.

„Ein Riesenerfolg“, freuten sich gestern Innensenator Ehrhart Körting und die Polizei. Denn erstmals wurde ein Mitglied der über 300 Personen zählenden Familie Al-Z. abgeschoben. Über andere Mitglieder dieses Clans verhandelt Bundesinnenminister Otto Schily seit einem Jahr mit der Türkei. Reaktion in Ankara: der Präsident und sechs weitere Mitglieder des Clans wurden von der Türkei ausgebürgert. Sie können derzeit also nicht abgeschoben werden. Weil auch bei der jetzigen Abschiebung von Sami U. erwartet wurde, dass die türkischen Behörden Schwierigkeiten machen, reiste ein türkisch sprechender Beamter mit. Innensenator Körting kündigte gestern an, „weiterhin mit Nachdruck die Abschiebung von Schwerkriminellen zu betreiben“.

Der Abgeschobene wurde in Berlin mehrfach zu mehreren längeren Haftstrafen wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Die Polizei ermittelte gegen ihn auch wegen Mordes, Nötigung, Hausfriedensbruch und Verstoßes gegen das Waffengesetz. Auch die Sozialhilfe hatte sich Sami U. erschlichen. Nach Informationen des Tagesspiegels war Sami 1998 bei den tödlichen Schüssen auf einen kroatischen Türsteher beteiligt. Sein Kumpel Ahmad wollte keinen Eintritt zahlen – da wurde die Waffe gezogen. Sami wurde zu einem Jahr und vier Monaten verurteilt – die Justiz hielt ihn damals für 18 Jahre alt. Tatsächlich war er bei dem Angriff erst 14 Jahre alt. Am 12. August 1999 schlug der zu dieser Zeit offiziell „Staatenlose“ einen arabischen Makler im Streit um die Übernahme eines „Cafés“ brutal zusammen. Dem am Boden liegenden Mann trat er mit dem Schuh ins Gesicht; der Mann ist seitdem behindert.

Die Brutalität der Familie des „Präsidenten“ ist aber nicht nur bei der Polizei gefürchtet. Vor Gericht behauptet derzeit gerade ein Angehöriger einer verfeindeten kurdischen Familie, dass er im Mai auf einen SEK-Beamten schoss, weil er Angst vor einem Angriff des Clans hatte. Wie berichtet, starb der Beamte dabei.

Seit einer Woche liegt ein Cousin des jetzt abgeschobenen Straftäters schwer verletzt im Krankenhaus. Der 33-Jährige gab bei der Polizei an, sich selbst mit einer Maschinenpistole in den Oberkörper geschossen zu haben. 1995 war in Treptow ein anderes Clan-Mitglied erschossen worden, Sami U. war damals verletzt worden.

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