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Täglich verschwinden 19 Autos in der Hauptstadt.

© dpa

Kriminelles Berlin: Autodiebstähle: Sicher ist nur die Garage

Die Zahl der Autodiebstähle steigt weiter. Die meisten Pkw verschwinden in der City West. Durchschnittlich werden 19 Autos am Tag gestohlen.

In keiner anderen Stadt werden derart viele Fahrzeuge aufgebrochen oder gestohlen wie in Berlin – mehr als 7000 Autos verschwanden im vergangenen Jahr. Dazu kommen über 20 000 Autoeinbrüche, bei denen meist Navigationsgeräte, Handys, Laptops oder Bargeld entwendet werden. Am häufigsten schlagen die Täter in Charlottenburg-Wilmersdorf zu. Am sichersten sind Fahrzeuge in Spandau. Dabei sank die Zahl der gestohlenen Pkw seit dem Jahr 2000 kontinuierlich. Erst vor zwei Jahren, nach der Öffnung der osteuropäischen Grenzen, gab es einen leichten Anstieg und 2009 plötzlich einen Sprung von fast 40 Prozent. Gleichzeitig werden immer weniger Diebe gefasst. Nur neun Prozent der Fälle konnten 2009 aufgeklärt werden.

In diesem Jahr setzt sich die Entwicklung fort. Bis Ende August wurden rund 3200 Autos gestohlen, ein Anstieg 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig gehen die Diebesbanden dabei immer professioneller vor. Erst am Mittwoch warnten die Ermittler vor Autoknackern, die mit Störsendern die funkgesteuerte Zentralverriegelung blockieren und dann, ganz ohne Einbruchspuren zu hinterlassen, das Fahrzeug ausräumen oder stehlen.

Ein Patentrezept, wie man seinen Pkw am besten schützt, gibt es nicht. „Ganz Berlin ist bei der Kfz-Kriminalität ein Brennpunkt“, sagt Dirk Jacob vom Landeskriminalamt. „Auffallend ist, dass die Täter Straßen bevorzugen, die einen guten Fluchtweg ermöglichen.“ Die bei Autodieben beliebtesten Marken sind BMW, Audi, Volkswagen, Porsche und Mercedes. Die meisten Autos landen in Osteuropa, häufig nur in Einzelteilen. Besonders ältere Fahrzeuge werden ausgeschlachtet. „Wirklich sicher ist das Auto letztlich nur in der Garage“, sagt Jacob. Im vergangenen Jahr wurde eine neue Ermittlungsgruppe eingerichtet, um die Autoschieber zu stoppen. Nur 26 Tatverdächtige konnten die Fahnder im ersten Jahr festnehmen, 19 davon kamen in Untersuchungshaft.

Der ADAC rät Autofahrern den Einbau von Lenkradsperren, zusätzlichen Alarmanlagen oder GPS-Systemen zum Lokalisieren des Fahrzeugs. „Jeder zusätzliche Schutz erschwert den Diebstahl oder schreckt die Täter schon vorher ab“, sagt Jörg Kirst vom ADAC Berlin-Brandenburg. Zudem sei es wichtig, nicht nur Wertgegenstände wie Navigationsgeräte aus dem Wagen zu entfernen, sondern auch die entsprechende Halterungen. Sonst würden Autoknacker oft glauben, die begehrten Geräte seien im Wagen versteckt. „Im Zweifelsfall einfach das Handschuhfach offen lassen, damit Diebe sofort sehen, dass hier nichts zu holen ist“, empfiehlt Kirst.

Auch die Versicherungen reagieren besorgt auf die steigenden Diebstähle. „Die Entwicklung in Berlin ist für uns alarmierend“, sagt Christian Lübke vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Angst vor steigenden Versicherungsprämien müssen die Berliner trotzdem nicht haben. Autodiebstahl wird über die Teilkaskoversicherung abgedeckt, die auch bei Feuer-, Sturm-, Wildschäden und Glasbruch einspringt. „Wir sehen in diesem Bereich für Berlin bislang keinen signifikanten Anstieg der Schadensbilanz“, sagt Lübke. In der Hauptstadt bleibt die Teilkasko daher auch mit der Einführung der neuen Regionalklassen 2011 im Mittelfeld. Besonders teuer ist hingegen weiter die Haftpflichtversicherung. Hier führt die Hauptstadt aufgrund der vielen Unfälle seit Jahren die Liste an. Johannes Radke

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