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Kinder in einer Kita.

© dpa

Kritik des Berliner Familienbeirates: Senat und Bezirke tun zu wenig für Kinder und Eltern

Besonders Alleinerziehende bekommen zu wenig Unterstützung durch flexible Betreuungsangebote, kritisiert der Familienbeirat. Schichtarbeiter finden kaum Betreuungsangebote, und Kitas verlangen neuerdings „Darlehen“.

Senat und Bezirke tun nach Ansicht des Familienbeirats zu wenig für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Insbesondere Alleinerziehende und Schichtarbeiter bekämen zu wenig Unterstützung, kritisierte am Dienstag der Beiratsvorsitzende Thomas Härtel. Der Mangel drückt sich für Härtel darin aus, dass es berlinweit nur 550 Tagespflegeplätze für die Abendbetreuung der Kitakinder gibt. Viele Eltern fänden niemanden, de Kinder zu den jetzigen Bedingungen betreuen würde. Der Familienbeirat ist ein von der Jugendverwaltung eingesetztes unabhängiges Gremium, das den Senat in familienpolitischen Fragen beraten soll.

„Pro Kind zahlt das Land nur 4,61 Euro in der Stunde. Diese Peanuts rechnen sich nicht für die Tagesmütter“, bestätigt Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU). Denn anders als am Tag könne man am Abend keine großen Gruppen zusammenstellen, die zu einem annehmbaren Stundensatz führten. Ähnlich sei das bei den Kitas: Die Gutscheinfinanzierung sei so geregelt, dass sich eine abendliche Betreuung weniger Kinder für die Kitas nicht rechnet. Die Folge: „Immer weniger Kitas bieten Abendbetreuung“, berichtet auch Birgit Freier vom Jugendamt Friedrichshain- Kreuzberg. Vor allem für Zugezogene ohne Verwandte und Freunde vor Ort, sei es kaum möglich, ihre Kinder abends betreuen zu lassen. Einzelne Bezirke behelfen sich bereits damit, Studentinnen der Erzieherfachschulen an solche Familien zu vermitteln. Die Senatsverwaltung für Jugend ist zurzeit dabei, durch Befragungen in Bezirken, Unternehmen und Elterngremien den Bedarf zu erheben, um nötigenfalls gegenzusteuern.

Wer keinen Betreuungsbedarf am Abend hat, ist besser dran. Entgegen der Befürchtungen, dass es zum Sommer dieses Jahres hin kaum mehr freie Plätze geben würde, „schaffen es die Jugendämter, die Kinder unterzubringen“, resümiert Landeselternsprecher Norman Heise. Allerdings sei man „weit weg vom Wunsch- und Wahlrecht“.

Wer eine bestimmte Kita will, muss sich sehr ins Zeug legen und sieht sich mitunter mit Forderungen nach „Darlehen“ oder Aufnahmegebühren konfrontiert.. Dies ist allerdings nur bei Elterninitiativ-Kitas statthaft. In anderen Einrichtungen nicht: Eltern können das Geld zurückfordern, ohne dass ihrem Kind gekündigt werden darf, sagt der Senat.

Der Familienbeirat, ein von der Senatsjugendverwaltung einberufenes, unabhängiges Gremium, mahnte in seiner Halbzeitbilanz weiteren Handlungsbedarf an. "Was fehlt, ist ein gesamtstädtisches Bekenntnis zu einer familienfreundlichen Stadt", sagte Härtel. Kinder- und Jugenddienste in den Bezirken müssten besser ausgestattet werden, ebenso müssten Beratungs- und Bildungsangebote ausgebaut werden. Auch bei der Stadtentwicklung und der Planung von Wohnraum müsse stärker auf die Bedürfnisse von Familien eingegangen werden.

Mehr dazu: www.berlin.de/sen/familie/kindertagesbetreuung/

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