zum Hauptinhalt

Berlin: Küchen, Kitas und Kultur

Viel mehr als Gottesdienste: Die Kirchen und ihre 70000 Mitarbeiter leisten unverzichtbare gesellschaftliche Arbeit

Am vergangenen Sonntag feierte der Berliner Dom am Lustgarten sein 100. Jubiläum. Das ist gar nichts gegen die 300 Jahre, die der Französische Dom auf dem Gendarmenmarkt kommenden Sonntag begeht. Als das Gotteshaus 1705 eingeweiht wurde, gehörte das kirchliche Leben selbstverständlich zum Alltag der Berliner. Heute ist Berlin als Hauptstadt der Atheisten bekannt. Dennoch: Berlin ist ohne Kirchen, ohne die vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht denkbar. Was sie trotz schrumpfender Kirchensteuereinnahmen leisten, könnten keine anderen Institutionen ersetzen: Sie erziehen Kinder, kümmern sich um alte und arme Menschen, halten Gebäude instand und tragen zum kulturellen Leben der Stadt bei.

Wie wichtig die Kirchen für Berlin sind, hat vergangene Woche Bildungssenator Klaus Böger (SPD) betont. „Wir sollten die Kirchen nicht vergraulen, denn wir brauchen sie in der Stadt ganz dringend“, sagte er in einer Diskussion zum Werteunterricht. In welchen Bereichen evangelische und katholische Kirchen und ihre Gemeinden das Stadtleben sonst noch mitgestalten, haben wir für Sie zusammengestellt.

GEMEINDEN

In den 260 evangelischen und 67 katholischen Gemeinden arbeiten rund 950 hauptamtliche und schätzungsweise 30000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie feiern Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten, organisieren Bestattungen, betreuen Kinder, Jugendliche und Senioren, veranstalten Vorträge und leiten Chöre. In den Kitas, Krankenhäusern, Beratungsstellen und Suppenküchen von Diakonie und Caritas arbeiten weitere 40000 Menschen und ebenfalls tausende Ehrenamtliche. Rechnet man alle zusammen, kommt man auf über 70000 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter. Informationen zu den katholischen Gemeinden unter www.bistum-berlin.de, zu den evangelischen unter www.ekibb.de. Die Caritas findet man im Internet unter www.caritas.de, die Diakonie unter www.diakonie-portal.de.

KITAS UND SCHULEN

Insgesamt sind rund 500 Kitas, Krippen und Horte in kirchlicher Trägerschaft. In ihnen werden nicht nur christliche, sondern in Wedding, Neukölln und Kreuzberg zunehmend auch muslimische Kinder erzogen. Die Evangelische Kirche unterhält mit staatlicher Unterstützung 10 Grund- und Oberschulen, die katholische 24. Das Canisius-Kolleg in Trägerschaft des Jesuiten-Ordens und das evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster gehören zu den besten Schulen der Stadt. Außerdem erteilen katholische Religionslehrer an 480 Schulen Religionsunterricht, evangelische an 630. Bildungssenator Böger möchte den Kirchen noch mehr Kitas übertragen, das ist billiger für das Land. Infos zu evangelischen Kitas und Schulen: www. evangelische-kindertagesstaetten.de und www.bb-schulstiftung.de, zu katholischen Kitas und Schulen www.bistum-berlin.de

KRANKENHÄUSER

Diakonie, Caritas und katholische Orden unterhalten 38 Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, zwei Arztmobile, drei Krankenstationen und rund 30 Erholungsheime und Gästehäuser. Infos findet man unter den zentralen Internetadressen von Caritas und Diakonie.

ALTENHEIME

In rund 130 Wohnheimen betreuen Diakonie, Caritas und Ordensleute Senioren und Pflegebedürftige.

SUPPENKÜCHEN/NOTÜBERNACHTUNGEN In über 30 Suppenküchen, Wärmestuben und Notübernachtungen finden Obdachlose und Arme Zuflucht und werden von Pfarrern und vielen ehrenamtlichen Helfern kostenlos versorgt.

WEITERBILDUNG UND BERATUNG

Fast täglich kann man an den katholischen und evangelischen Akademien und Bildungswerken Vorträge, Seminare und Workshops zu aktuellen gesellschaftlichen, religiösen und politischen Themen besuchen, viele sind kostenlos. In über 100 Beratungsstellen kann man sich zu allen Lebensfragen informieren, es gibt Rat bei Ehekrisen, Verschuldung bis hin zur Wohnungssuche. Infos zu den Akademien unter www.katholische-akademie-berlin.de und www.eaberlin.de. Zu den Beratungsstellen kommt man über die zentralen Adressen von Caritas und Diakonie.

KUNST UND KULTUR

12 000 Berliner singen in über 600 Kirchenchören, spielen in Orchestern und auf Orgeln. Barockmusik und Klassik, Gospel, Jazz und Pop: In den Kirchen wird alles angeboten. Einige Gemeinden, zum Beispiel St. Matthias (Schöneberg), die Auengemeinde (Wilmersdorf), St. Marien am Alexanderplatz und natürlich der Berliner Dom haben sich zu kirchenmusikalischen Schwerpunkten entwickelt. Immer mehr Pfarrer öffnen außerdem ihre Kirchen für Bildende Künstler, die Evangelische Kirche unterhält sogar eine eigene Kunststiftung. In etlichen Gemeinden schlummern jahrhundertealte Kunstschätze, zu deren Restaurierung oft das Geld fehlt. Zwölf Millionen Euro hat die Evangelische Kirche vergangenes Jahr allein in die Restaurierung der über 300 Kirchengebäude gesteckt. Infos über die evangelische Kunststiftung unter www.stiftung-stmatthaeus.de

Zur Startseite