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Berlin: Künftig heißt es Umsteigen

Abschied vom Bus 341 – die Linie wird aufgeteilt

Zugegeben, er hat einen oft zur Raserei gebracht. Mal kam er zu spät, mal zu bald, und manchmal kam er gar nicht. Und insgesamt nur alle 20 Minuten. Zum Abschied gestern kam er auf die Minute genau – 9 Uhr 53 hielt der Bus 341 in Richtung Platz der Luftbrücke an der Haltestelle Nordische Botschaften in der Klingelhöferstraße. Ein letztes Mal führte die tägliche Fahrt zur Arbeit in der Potsdamer Straße vorbei an der CDUBundeszentrale und der diplomatischen Gebäude-Pracht, für die nach der Wende der Volksfest-Rummel und der Zirkus weichen musste.

Der Bus war nie leer – für Mütter mit Kinderwagen, Omis mit Einkaufsrollis und türkischstämmige Berliner war er die Verbindung zwischen Tiergarten, Kreuzberg und Tempelhof. Ab heute ist der 341er zur Kiezlinie degradiert. In Kreuzberg darf er im Kreis rumfahren, und in Moabit ersetzt ihn die neue Kiezlinie 342. Wer dazwischen verkehren will, muss umsteigen. Für ältere Leute ein Problem. „Das wird eine Umstellung für Ihre Mutter“, sagte der Mann vom BVG-Sondertelefon zur Fahrumstellung. Dank der BVG braucht sich die Rentnerin nicht bis an ihr Lebensende in ausgefahrenen Gleisen zu bewegen. Kam die 82-jährige Tempelhoferin bisher mit dem 341er zu ihrer Tochter in der Thomas-Dehler-Straße in Tiergarten, so muss sie künftig mit der S-Bahn bis Schöneberg fahren und dort in den 187-er Bus umsteigen. So was hält frisch, auch wenn es immer teurer wird – statt 365 Euro für das von der BVG gestrichene Seniorenticket darf die 633-Euro-Rentnerin jetzt 608 Euro bezahlen, um das Jahr über mobil zu sein.

„Was ich mir hier den ganzen Tag anhören muss“, sagte der freundliche BVG-Informant, „davon wissen die Chefs nichts.“ Da wollte man den eigenen Unmut nicht auch noch an ihm auslassen, dass man ab heute nur noch in der nahezu dreifachen Zeit und mit Umsteigen vom 200er in den 148er Bus zur Arbeit gelangt. hema

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