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Protest gegen den Lärm. Wo es laut wird am künftigen Flughafen in Schönefeld, will die Flughafengesellschaft bis Mitte Dezember ermittelt haben. Die nächste Großdemonstration ist für den 19. November in Berlin vorgesehen – mit einem Marsch zum Kanzleramt.

© dapd

Künftiger Großflughafen: Flugrouten-Gegner am Müggelsee stehen vor dem Scheitern

Die Flugrouten sollen am 26. Januar festgelegt werden. Nach einer Sitzung der Fluglärmkommission zeichnet sich ab: Der heftige Protest gegen Flüge über den Müggelsee wird wohl vergeblich bleiben.

Endspurt bei den Flugrouten: Mitte Dezember will die Flughafengesellschaft die Neuberechnung für die Lärmschutzgebiete am künftigen Flughafen in Schönefeld festlegen, und in spätestens zwei Wochen soll auch das Umweltbundesamt seine „lärmfachliche Beurteilung“ zu den von der Deutschen Flugsicherung vorgeschlagenen Routen abgeben. Die Genehmigungsbehörde, das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, will nach Angaben seines Präsidenten Nikolaus Hermann die Rechtsverordnung zu den künftigen Routen am 26. Januar erlassen.

Obwohl das Bundesamt auf der Sitzung der Schönefelder Fluglärmkommission am Montag weitere Prüfaufträge erhalten hat, gab sich Hermann anschließend zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werden kann, um den Flughafen, wie vorgesehen, am 3. Juni 2012 eröffnen zu können. Auch danach sind Änderungen bei den Routen möglich. Es zeichnet sich ab, dass es im Wesentlichen bei dem von der Flugsicherung erarbeiteten Konzept bleiben wird – also auch bei den zuletzt am heftigsten umstrittenen Überflügen des Müggelsees.

Das Bundesaufsichtsamt soll zwar, so hat die Fluglärmkommission am Montag beschlossen, auch noch prüfen, ob es möglich sei, nur eine Bahn für Starts und die andere ausschließlich für Landungen zu nutzen. Dann könnte jeweils geradeaus geflogen werden und der Müggelsee bliebe verschont. Diese Praxis wird in London-Heathrow praktiziert, dem Flughafen mit dem meisten Verkehr in Europa.

Dies sei dort aber nur möglich, weil die Anzahl der Starts und Landungen pro Stunde so vorgegeben sei, dass sie sich fast 50 zu 50 verteilen, argumentiert die Flugsicherung. Solche Beschränkungen seien im Genehmigungsbeschluss für den Schönefelder Flughafen aber nicht vorgesehen und deshalb auch nicht möglich. Zudem seien in Schönefeld in Spitzenzeiten elf Starts innerhalb von zehn Minuten geplant, was mit nur einer Bahn nicht zu bewältigen sei.

Geprüft wird auch weiter, ob es möglich ist, gleichzeitig startende Flugzeuge bei Starts gen Osten grundsätzlich geradeaus fliegen zu lassen, wie es in den Genehmigungsunterlagen eingezeichnet war. Nach Tagesspiegel-Informationen hat die Flughafengesellschaft, die die Studie finanziert, den Etat dafür von 250 000 Euro auf eine Million Euro erhöht. Flughafensprecher Ralf Kunkel wollte dies weder bestätigen noch dementieren. In der vergangenen Woche war, wie berichtet, bekanntgeworden, dass die Flughafengesellschaft bei den Investitionsausgaben für 2012 und 2013 einen Ausgabestopp angeordnet hat, weil die Anmeldungen den vorgesehenen Etat um 53 Millionen Euro überschritten hatten. Die Flughafengesellschaft will lediglich 15 Millionen Euro ausgeben.

Geradeausflüge nach einem parallelen Start sind nach internationalen Vorgaben nicht zulässig; die Piloten müssen in einem Winkel von mindestens 15 Grad voneinander abweichen. Obwohl dies spätestens seit 1998 bekannt war, wurden die Flugrouten im Genehmigungsverfahren auf Wunsch der Flughafengesellschaft weiter mit dem Geradeauskurs gewählt. Erst im September 2010 stellte die Flugsicherung die neuen Routen vor, was zu heftigen Protesten von Anwohnern führte, die bisher sicher waren, nicht überflogen zu werden.

Eine Ausnahme mit Geradeausflügen wird am Flughafen München praktiziert. Allerdings fliegen die Maschinen dort nur knapp zwei Kilometer parallel; am künftigen Flughafen in Schönefeld müssten es mehr als zehn Kilometer sein. Beim Geradeausflug würde das Zentrum von Zeuthen nicht überquert; den Krach bekämen stattdessen Schulzendorf, Eichwalde und der Norden von Zeuthen ab.

Die Fluglärmkommission trifft sich wieder am 30. Januar, außerdem gibt es einen Reservetermin am 6. Februar.

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