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Berlin: Künstlerprotest:Kein Geld mehr für Ateliers Koalition sperrt Mietzuschüsse und verlangt ein neues Konzept

Der Verband der Berliner Künstler malt die Zukunft tiefschwarz. „Schon in den nächsten anderthalb Jahren wird ein Drittel aller öffentlich geförderten Ateliers vernichtet sein.

Der Verband der Berliner Künstler malt die Zukunft tiefschwarz. „Schon in den nächsten anderthalb Jahren wird ein Drittel aller öffentlich geförderten Ateliers vernichtet sein.“ Ein Kassandraruf angesichts des jüngsten Beschlusses des Haushaltsausschusses im Parlament zum Atelierprogramm des Landes: Die rotrote Koalitionsmehrheit im Ausschuss sperrte wegen des Sparzwanges ab sofort alle Gelder, mit denen in den kommenden Monaten und Jahren neue Ateliers angemietet oder bestehende Mietverträge verlängert werden sollten.

Aus Sicht des Künstlerverbandes stehen damit „mehr als 100 Kollegen bald vor dem Nichts“, weil sie ihre Arbeitsstätten alleine nicht finanzieren könnten. Bisher werden die Mietkosten von 350 Ateliers mit Hilfe des Programms zu jeweils 40 Prozent bezuschusst, den Rest zahlen die Künstler selbst. Gefährdet sehen sie nun auch den „Ruf Berlins als Kunststadt“, denn viele international beachtete Kunstwerke junger Kreativer entstehen laut Verbandssprecher Bernhard Kotowski in den geförderten Räumlichkeiten.

Es geht um jährlich 1,2 Millionen Euro. Diese Mittel sind nach Auskunft der haushaltspolitischen SPD-Sprecherin Iris Spranger allerdings nicht gestrichen, sondern „nur auf Eis gelegt“. Die Sperre gelte, bis der zuständige Kultursentor Thomas Flierl (PDS) ein neues „vernünftiges Konzept“ zur Atelierförderung vorlegt. „Das fordern wir schon lange“, sagt Iris Spranger, „damit wollen wir erhebliche Mietkosten sparen.“

Die Haushälter setzen auf den großen Leerstand von Büros und Wohnungen in Berlin. In solchen schwer zu vermietenden Gebäuden seien jede Menge geeignete Räume zu haben, „die wesentlich günstiger sind als viele derzeit angemietete Ateliers.“ Man müsse das nur gezielt angehen, doch bisher sei wenig passiert. Dieser Vorwurf trifft besonders die Gesellschaft für Stadtentwicklung, die im Auftrag des Landes Ateliers zur Künstlerförderung in unterschiedlichsten Immobilien anmietet und an die Kreativen untervermietet. Wer in den Genuss einer solchen bezuschussten Stätte kommt, entscheidet ein Beirat. Das Einkommen darf dabei eine bestimmte Grenze nicht überschreiten.

Kultursenator Flierl sieht sich vom Ausschuss „überrumpelt“. Die Künstler selbst glauben nicht, dass rechtzeitig billigere Lösungen gefunden werden, bevor erste Ateliers schließen müssen. Und auch in der SPD ist die überraschende Entscheidung umstritten. Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin ihrer Partei, hält sie für „unsinnig.“ CS

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