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Kürzungen bei Integration befürchtet: Schulverband warnt vor Verdrängung Behinderter

Der Grundschulverband befürchtet, dass es künftig weniger gemeinsamen Unterricht für behinderte und nicht behinderte Kinder geben, und die die Förderung geistig Behinderter gekürzt werden soll. Die Bildungsverwaltung weist die Vorwürfe zurück.

Die Senatsverwaltung für Bildung plant offenbar Veränderungen bei der Förderung behinderter Schüler. Nach Angaben des Grundschulverbandes sollen die Lehrerstunden für den gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder weiter gekürzt werden. Der Verband bezieht sich auf ein internes Arbeitspapier, dem zufolge im kommenden Schuljahr lernbehinderten oder verhaltensgestörten Kindern nur noch jeweils 2,5 zusätzliche Lehrerstunden in der Woche zugebilligt werden sollen. Ursprünglich habe es pro Kind 5,5 zusätzliche Lehrerstunden gegeben.

Ebenso seien Veränderungen bei der Förderung geistig Behinderter geplant: Hier würden aus ursprünglich zehn und später acht Stunden jetzt fünf. Dies würde bedeuten, dass nur noch bei einem Bruchteil der Unterrichtsstunden ein zusätzlicher Lehrer zugegen sein könnte. Dieser Plan konterkariere die im Schulgesetz vorgeschriebene Integration, da es dazu führe, dass Kinder mit Behinderungen wieder zunehmend mehr auf Sonderschulen ausweichen müssten, befürchtet der Verband. Somit werde der „für ihre Entwicklung wichtige Kontakt zu nicht behinderten Kindern“ verhindert. Dies empöre die betroffenen Eltern. Auch Özcan Mutlu, Bildungspolitiker der Bündnisgrünen, forderte die Senatsverwaltung auf, die Kürzungen zurückzunehmen.

Es gebe keine Kürzung, sondern nur eine neue Berechnungsgrundlage, die mit den sonstigen Veränderungen bei der Lehrer-Schüler-Zuteilung zusammenhänge, wies Bernhard Kempf von der Bildungsverwaltung die Befürchtungen zurück.

Der Sprecher des Verbands Freiheit der Wissenschaft, Gerhard Schmid, der auch leitender Schulrat in Friedrichshain-Kreuzberg ist, bestätigte die Darstellung der Behörde, wonach es keine Kürzung gebe. Ihn wundert allerdings, dass es trotz drastisch sinkender Schülerzahlen kaum Rückgänge bei den als behindert eingestuften Kindern gibt. Dieser Umstand sei klärungsbedürftig. Tatsächlich geht auch aus den aktuellen Statistiken der Bildungsbehörde hervor, dass die gesamte Schülerzahl seit 1998 um 80 000 sank, jedoch die Zahl der behinderten Kinder fast gleich blieb, anstatt anteilig ebenfalls zu sinken. Susanne Vieth-Entus

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