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Berlin: Kugelhagel „aus Liebe“

Ehemann steht wegen Doppelmordes vor Gericht

Als er von Liebe zu ihrer Mutter sprach, schüttelte die Tochter fassungslos den Kopf. „Mörder“, zischte die 22jährige Frau wenig später in Richtung Anklagebank. Dort sitzt seit gestern ihr Vater. Der 48-jährige Michael S. hat seine Ehefrau und deren Begleiter erschossen. Laut Anklage aus Rache, nachdem sich die sechsfache Mutter von ihm getrennt hatte. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Doppelmord aus.

Lorette S. hatte sich am 20. Januar mit ihrem Noch-Ehemann im Jugendamt Neukölln getroffen. Am Ende der 22-jährigen Ehe stritten sie um die fünf minderjährigen Kinder. Die 42-jährige Frau hatte ein ungutes Gefühl. Oft war es zu Bedrohungen durch den wegen Körperverletzung vorbestraften Michael S. gekommen, von dem sie seit mehr als einem Jahr getrennt lebte. Zu dem Termin kamen der 35-jährige Heiko B., ihr neuer Lebensgefährte, und der 33-jährige Thorsten H. deshalb als Beschützer mit. Nur wenige Minuten nachdem das zerstrittene Paar wieder auf der Straße stand, zog der Noch-Ehemann eine Pistole aus dem Hosenbund. Zwei Schüsse gingen in die Luft, dann wurde Thorsten H. tödlich getroffen. „Micha, mach keinen Scheiß“, rief Lorette S. noch. Doch er drückte weiter ab, brachte seine Frau mit Kopfschüssen aus nächster Nähe um. Ihr Lebensgefährte entkam unversehrt.

Michael S. hatte sich zwei Stunden nach der Tat der Polizei gestellt. Im Prozess überließ er das Reden seinen Anwälten. Er habe weder seine Frau noch deren Begleiter töten wollen, hieß es. „Ich habe meine Frau bis zuletzt geliebt“, verlas einer der Verteidiger. Der Einzige, den er habe treffen wollen, sei sein Nebenbuhler gewesen. Er sei verzweifelt, dass er seinen Kindern, die jetzt bei einer Pflegefamilie leben, die Mutter genommen habe. Seine Anwälte wollen eine Verurteilung wegen Totschlags erreichen. Seine älteste Tochter sagte: „Er soll lebenslänglich bekommen.“ Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. K. G.

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