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Schmuckstücke. Elvis Presleys Feldjacke gehört heute seinem Fan Claus-Kurt Ilge , der sie dem Museum für die Ausstellung ausleiht.

© Ilge

Kulturaustausch: Elvis’ Jacke ist schon da

Das Alliiertenmuseum plant eine Ausstellung zum Einfluss der in Deutschland stationierten US-Soldaten auf die Popkultur

Elvis kam nie bis Zehlendorf, auch in anderen Ecken Berlins wurde er nie gesichtet. Doch immerhin sein originales Field Jacket, Erinnerung an die Zeit als G. I. in Germany, weilt jetzt vorübergehend in den Mauern dieser Stadt. Das militärische Kleidungsstück mit dem berühmten Aufnäher „Presley“ von 1959, Leihgabe des Elvis-Fans Claus-Kurt Ilge aus Hessen, traf vor wenigen Tagen beim Alliiertenmuseum in der Clayallee ein. Es wird dort gewissermaßen das Prunkstück der für Ende Mai terminierten Ausstellung „Vom G. I. Blues zu G. I. Disco – Der American Way of Music in Deutschland“ sein, neben anderen Memorabilien wie der Goldenen Schallplatte für den Disco-Hit „Fly Robin Fly“ von 1975, den die Sängerinnen von Silver Convention kürzlich vorbeibrachten, oder ein sehr seltene LP der Band The Monks, deren Mitglieder sich Mitte der sechziger Jahre als G. I.s in einer hessischen US-Kaserne kennengelernt hatten.

Die Musik, die die in Westdeutschland und West-Berlin stationierten US-Soldaten im Gepäck hatten, prägte die deutsche Populärkultur nachhaltig, aber der kulturelle Einfluss ging viel weiter, wie Bernd von Kostka, einer der beiden Kuratoren, resümiert: „Lässig gekleidet, Coca-Cola trinkend und Kaugummi kauend verkörperten die G.I.s den ,American Way of Life‘.“ Auf teilweise überraschende Spuren sind die Ausstellungsmacher gestoßen. Wer weiß schon, dass der Schlagersänger Bata Illic eigentlich für Jazz schwärmt und seine Karriere mit Auftritten in deutschen US-Clubs startete, wie Florian Pauls vom Alliiertenmuseum zu berichten weiß. Illic ist auch einer der Zeitzeugen, die man für die Ausstellung befragt hat und dort dann als Tonkonserve hören kann, neben Mitgliedern von Silver Convention, dem Clubveteran Rolf Eden, Michi Beck von den Fantastischen Vier, der sich seine DJ-Fähigkeiten auch bei den Turntable-Künstlern in amerikanischen Clubs abgeguckt hat, oder dem Radiomoderator Rik De Lisle. Aber auch die dunklen Seiten des Themenkomplexes wurden nicht vergessen: In der Nacht zum 5. April 1986 explodierte in der besonders von US-Soldaten besuchten Diskothek La Belle in der Friedenauer Hauptstraße eine Bombe, die drei Tote und zahlreiche Verletzte forderte. Eines der Opfer wurde für die Ausstellung befragt.

Neben den Devotionalien wird auch musikalische Hardware wie Jukebox, Ghetto- Blaster und der erste Walkman zu sehen sein, zudem ein Plattenschneider, mit dem Life-Auftritte gleich in Vinyl geritzt werden konnten und der an den guten alten US-Soldatensender AFN erinnert. Per Kopfhörer können sich die Ausstellungsbesucher auf einer Art musikalischer „Schallwelle“ von Station zu Station bewegen, quer durch die Musik aus sechs Jahrzehnten, die in ausgewählten Songs dann sogar auf einer CD zu haben sein wird. Und wer will, kann sich in einem nachgebauten Clubraum gleich selbst einmal an einem DJ-Pult versuchen. Falls es schiefgeht: Der Musiksalat ist vorsichtshalber nur über die ausgelegten Kopfhörer zu vernehmen.

Die Ausstellung eröffnet am 24. Mai im Alliiertenmuseum, Clayallee 135, Dahlem. www.alliiertenmuseum.de, Tel: 81 81 990

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