zum Hauptinhalt
Siegessäule. Uwe Tabatt aus Glienicke stiftete „Spuren der Zeit“ ( Mindestgebot 100 Euro).

© Promo

Kunst für den Kinderschutz: Höchstgebote für ein Happy End

50 Kunstwerke werden zugunsten des Kinderschutz-Zentrums versteigert. Ein Galerist und eine Eventmanagerin laden zur Auktion beim Tagesspiegel.

An einem Freitagmorgen stand Marcel (Name geändert) im Klassenzimmer und sagte seiner Lehrerin, dass er nie wieder nach Hause zurück wolle. Sein Vater hatte den Elfjährigen mit einem Kleiderbügel so heftig verprügelt, dass ihm der Rücken furchtbar wehtat. Die Lehrerin informierte das Jugendamt. Und mittags holte ein Sozialarbeiter vom Kinderschutzzentrum Berlin den Jungen von der Schule ab. Jetzt lebt er in der Wohngruppe des Zentrums – gemeinsam mit neun anderen traumatisierten Kindern aus „Familien in der Krise“, wie Elke Nowotny sie nennt, die Vorstandsvorsitzende des Zentrums. Auch sexuell missbrauchte Mädchen sind dabei.

Rund 1000 Kindern hilft der Verein jedes Jahr, vielen auch über eine von zwei Familien-Beratungsstellen, die er betreibt. Die Mitarbeiter beschäftigen sich auch intensiv mit den Müttern und Vätern, damit manche Kinder in ihre Familien zurückkehren oder dort bleiben können. Doch das Budget des Vereins, der nur zum Teil vom Senat finanziert wird, ist knapp. Dabei wird oft neues therapeutisches Spielzeug gebraucht, Sportgeräte oder Geld, um Zusatzstunden der Psychologen für Soforttherapien zu finanzieren.

Ein Galerist, eine Eventmanagerin und rund 50 Künstler sorgen deshalb einmal im Jahr dafür, dass die Mittel des Kinderschutzzentrums aufgebessert werden: Mit einer großen Kunstauktion, deren Erlös ausschließlich an den Verein geht. In diesem Jahr findet die Versteigerung zum ersten Mal in Kooperation mit dem Tagesspiegel statt – am Sonntag, 25. März, im Verlagsgebäude am Askanischen Platz 3 (siehe Kasten). Die Kooperation entstand, weil der Galerist Andreas Kuhn, der die Versteigerungen 2008 gemeinsam mit der Eventveranstalterin Sonja Zunker ins Leben rief, zwei Mitarbeiter des Tagesspiegels bei einer Ausstellungseröffnung kennengelernt hatte. Der 59-jährige Kuhn war früher selbst als Sozialpädagoge tätig. Irgendwann schwenkte er, der Malerei studiert hatte, auf die Kunst um. Trotzdem wollte er weiterhin etwas für Kinder aus schwierigen Verhältnissen und gegen Missbrauch tun.

Auch Jugendsenatorin Sandra Scheeres unterstützt als Schirmherrin der Auktion das Kinderschutzzentrum: Es habe sich in den vergangenen 30 Jahren „bewährt“, schreibt sie im Grußwort für den Auktionskatalog. Die Einrichtung biete „misshandelten oder vernachlässigten Kindern nicht nur räumlichen Schutz, sondern stellt ihnen auch erfahrene Therapeuten zur Seite, damit es ihnen gelingt, die teils traumatischen Erlebnisse besser und schneller zu verarbeiten.“ Besonders schnelle Hilfe und die Verknüpfung von Unterbringung und Beratung zeichneten sie gegenüber anderen Kinderschutzeinrichtungen aus, sagt Elke Nowotny über das „älteste Kinderschutzzentrum der Bundesrepublik“. Zwischen 5500 und 7000 Euro kamen bei den vergangenen Auktionen zusammen. „Wir hoffen, dass die Bilder gute Preise für den guten Zweck erzielen“, sagt Elke Nowotny.

Dafür soll Fares Al-Hassan sorgen, der auf sein Honorar als professioneller Auktionator verzichtet. Das tut er übrigens auch für Auktionen zugunsten der Telefonseelsorge. Und dann sind da noch die fast 50 Künstler aus Berlin und Brandenburg, die ihre Werke zur Verfügung stellen: Birgit Borggrebe etwa ist schon seit 2008 dabei. Dieses Mal mit der Collage „Happy End?“. Sie gestaltete auch den Flyer und will Sonntag mit aufbauen. All das macht sie, „damit ich mich nicht zu sehr in meiner eigenen Kunst verliere und auch mal den Blick auf andere Menschen richte.“ Auf Marcel zum Beispiel.

Zur Startseite